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Siemens AG

1966 wurde die Siemens AG gegründet, um die Aktivitäten von Siemens & Halske AG, Siemens-Schuckertwerke AG und Siemens-Reiniger-Werke AG zu bündeln. Fünf übergeordnete Zentralabteilungen wurden aufgestellt, um eine geschlossene Führung des Konzerns sicherzustellen. Es blieben jedoch zahlreiche regionale Einheiten und Tochter- und Beteiligungsgesellschaften bestehen.

Inbetriebnahme der neuen Computeranlage Typ 44 790/4 von Siemens in der Kieler Spar- und Leihkasse in der Bergstraße
Inbetriebnahme der neuen Computeranlage Typ 44 790/4 von Siemens in der Kieler Spar- und Leihkasse in der Bergstraße (Foto: Wikipedia)

In den 1970er-Jahren und Anfang der 1980er-Jahre sank die Zahl der Mitarbeiter um mehrere Tausend. In den 1980er-Jahren produzierte Siemens in 37 Ländern in 141 Fabriken und die nicht-deutschen Konzernumsätze beteiligten sich stark am Konzernumsatz. 1989 gehörte Siemens nach dem Volkswagen-Konzern und Veba zur größten Publikumsgesellschaft in Deutschland. In den 1980er-Jahren war der Konzernumsatz auf 51,4 Mrd. DM angewachsen und es wurden technische Erfolge wie die weltweit erste digitale Telekommunikationsanlage und das ICE-Projekt im Schienenfahrzeugbau erzielt.

Transdata

In den 1970er-Jahren entwickelte Siemens eine hierarchielose Netzwerkarchitektur namens Transdata. Diese proprietäre Architektur wurde für die Kommunikation in verteilten Systemen genutzt und bestand aus einem universellen Kommunikationskonzept sowie einer Netzwerkarchitektur, die das Regelwerk für Protokolle und Schnittstellen bildete.

Transdata wurde unter anderem für die Kommunikation zwischen Rechnern der Betriebssysteme BS2000, Sinix (interaktiv) und proprietären Rechnersystemen von Siemens wie EWSD genutzt. Als Betriebssystem kam PDN zum Einsatz, später wurde auch eine BS1000-Implementierung verfügbar.

Siemens Netzzugangsknoten 9686 im Einsatz für BS2000 / Transdata
Siemens Netzzugangsknoten 9686 im Einsatz für BS2000 / Transdata (Foto: Wikipedia)

Zur Datenspeicherung verfügte Transdata über ein eigenes Diskettenformat. Dieses konnte teilweise auch von anderen Rechnern wie der 6000- oder 7000-Serie gelesen werden. Die Kommunikation erfolgte meist direkt untereinander oder über das Netzwerk per DFÜ.

Die Serie Transdata 920 umfasste den Einzelerfassungsplatz 9210 und den Tandemerfassungsplatz 9212, die 1977 mit dem iF Design-Award ausgezeichnet wurden. Beide Tische waren mit vertikal versenkten 8-Zoll-Diskettenlaufwerken, Kontrolldisplays und geräuschlosen Tastaturen ausgestattet. Bei Tandemsystemen saß die Kollegin schräg links gegenüber am selben Tisch.

Es gab verschiedene Konfigurationen jeder Serie sowie diverse Peripheriegeräte wie Vorrechner, Drucker und Datensichtstationen. Zu den Transdata-Systemen gehörten auch das Kommunikationsrechner-System 960 (1974), das Siemens Banken-Computer-System 9692, das Bankenterminal 9660, das Datenstationssystem 970 für den Einsatz in CAD- und Bankenbereichen sowie das Datenstationssystem 810 (1975). Die Datensichtstation (Terminal) 9750 (1981) wird bis heute unterstützt und es existieren Emulationen und Plug-ins für MS-DOS bis hin zu Windows 10.

Kleinrechner

Ab 1974 widmete sich Siemens sogenannten „Kleinrechnern“, womit vor allem Bürocomputer gemeint waren. Sie galten als Komplettlösungen für den Arbeitsplatz und wurden als „Mittlere Datentechnik“ bezeichnet.

IBM führt diese Bezeichnung auf die Einführung des Satellitenrechners IBM 1401 am 5. Oktober 1959 zurück. Dieser war in Transistortechnik mit Kernspeicher aufgebaut und nutzte Lochkarten und Magnetbänder als Datenmedium. Als vergleichsweise vollständiges System ermöglichte er den ökonomisch günstigen Einstieg in die Datenverarbeitung und konnte autonom arbeiten.

Bis Ende der 1980er Jahre brachte Siemens mehrere Modellreihen heraus. Die 7.000er Reihe (ab 1974) begann mit 1 MB RAM, die 7.590er Modelle (1986) basierten auf CMOS-Technologie und hatten 32 MB RAM.

Siemens und die PCs

Ab 1982 begann Siemens mit dem Bau von Personal Computern. Der PC-D bzw. PC-X wurde bis 1986 vertrieben. Der PC-D war der erste MS-DOS-PC von Siemens, allerdings nur eingeschränkt IBM-kompatibel. Der PC-X war für professionellere Anwendungen ausgelegt und hatte standardmäßig 1 MB RAM, eine Festplatte und eine MMU. Der PC-D arbeitete mit einem Intel-80186-Prozessor mit 8 MHz und verfügte über 128 KB bis maximal 1 MB Arbeitsspeicher. Der Rechner hatte einige Unterschiede zu IBM-kompatiblen PCs, wie einen 720 KB-Diskettenlaufwerksformat und eine inkompatible Grafikkarte. Siemens bot Zubehör wie eine Maus, Drucker und Centronics-Schnittstelle an. Das Softwareangebot für den PC-D war vergleichsweise überschaubar und es waren nicht alle DOS-Anwendungen für IBM-kompatible PCs auf dem PC-D lauffähig.

Siemens PC/D
Siemens PC/D (Foto: Wikipedia)

Siemens brachte 1983 den PC 16-10 auf den Markt. Im Gegensatz zu vielen anderen PCs dieser Zeit war er nicht IBM-kompatibel, sondern lief unter dem Betriebssystem CP/M-86.

Das PC-System bestand aus einem robusten Gehäuse mit separatem Monitor und separater Tastatur in Verbindung mit einem Drucker. Siemens übernahm, abgesehen von einer anderen Front, das bereits vorhandene Gehäuse des Programmiergeräts PG675, das zur Programmierung der SPS-Serie Siemens SIMATIC S5 diente. Es hatte die Abmessungen von 211 mm × 440 mm × 337 mm und ein Gewicht von ca. 11 kg. Im PC arbeitete eine CPU vom Typ Intel 8088 mit einer Taktfrequenz von 4,1 MHz.

PC 16-10

In der Grundversion verfügte der PC 16-10 über 128 kB Arbeitsspeicher, der jedoch in 128-kB-Schritten auf maximal 512 kB aufgerüstet werden konnte. Es waren ein oder zwei Laufwerke in halber Bauhöhe für 5,25″-Disketten mit einer Speicherkapazität von 360 kB senkrecht eingebaut.

Siemens TABS1200
Siemens TABS1200 (Foto: Wikipedia)

Die Tastatur war ergonomisch gestaltet und verfügte über einen Textblock, einen abgesetzten Block zur Cursor-Steuerung, einen abgesetzten numerischen Block sowie über 16 Funktionstasten.

Der 12-Zoll-Bildschirm (31 cm) war drehbar und sowohl vorwärts als auch rückwärts neigbar. Er hatte eine grün leuchtende Bildröhre mit Antireflex-Beschichtung und stellte 25 Zeilen × 80 Buchstaben in 11 × 7-Punktmatrix dar.

Intel 80186
Intel 80186 (Foto: Wikipedia)

Siemens bot auch Concurrent CP/M sowie die Grafik-Erweiterung GSX-86 an. An Programmiersprachen standen neben Assembler mehrere BASIC-Dialekte, Fortran 77, Cobol, Pascal/MT 86 und C zur Verfügung. Es wurden die Textverarbeitung WordStar sowie Produkte des amerikanischen Software-Hauses Chang Labs, Textverarbeitung und Kalkulation, angeboten, außerdem Emulationsprogramme zur Kommunikation mit Siemens- und IBM-Großrechnern.

Ein komplettes System inklusive Drucker PT88 kostete etwa 11.300 DM. Es gab auch ein erweitertes Modell mit einem Diskettenlaufwerk und einer Festplatte mit einer Kapazität von 10 MB.

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