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Erfindungen

Ernst Werner Siemens galt als „Erfinderunternehmer“. Der Zeigertelegraf war eine von zahlreichen Innovationen des Firmengründers. 1848 erhielt er einen Großauftrag vom Staat: den Bau einer Telegraphenlinie von Frankfurt am Main nach Berlin. Dies sicherte dem Unternehmen die Einkünfte und führte zu seiner privaten Entschuldung.

75 Jahre Dynamomaschine
Artikel zu „75 Jahre Dynamomaschine” in der Zeitschrift MSV von 1942

Eine weitere Erfindung von Werner von Siemens ist der elektrische Ofen, der 1857 entwickelt wurde.

Zeigertelegraf Nachbau Siemens Halskel
Zeigertelegraf; Nachbau Siemens Halskel (Foto: Wikipedia)

Basierend auf den Grundlagen von Michael Faraday entwickelte Siemens eine Dynamomaschine. Dies wurde 1866 der Grundstein für die Nutzung der Elektrizität und der Energieversorgung. Er wurde zunächst hauptsächlich in Kraftwerken eingesetzt.

Festmagnetdynamo von Siemens & Halske (Rankin Kennedy, Elektrische Anlagen, Band III, 1903)
Festmagnetdynamo von Siemens & Halske (Rankin Kennedy, Elektrische Anlagen, Band III, 1903) (Foto: Wikipedia)

Basierend darauf folgten weitere Erfindungen wie etwa 1879 die erste elektrische Eisenbahn. 1881 entwickelte er den elektrischen Schienenbus. Dieser Bus wurde für den Personenverkehr auf Schienen eingesetzt. Er war von großer Bedeutung für die Entwicklung der Elektrotechnik und hatte auch Auswirkungen auf andere Bereiche, wie zum Beispiel die Entwicklung von Elektroautos.

Gleichstromgenerator mit 5,2 kW von Siemens & Halske
Gleichstromgenerator mit 5,2 kW von Siemens & Halske (Foto: Wikipedia)

Siemens gilt als einer der bedeutendsten Erfinder und Unternehmer in der Geschichte Deutschlands.

Expansion und Wirtschaftskrise

Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Siemens Mitte der 1920er-Jahre zu den fünf führenden Elektrokonzernen weltweit, obwohl es kurzfristig in der Siemens-Rheinelbe-Schuckert-Union unter der Führung von Hugo Stinnes mit Unternehmen der Eisen-, Stahl- und Kohleindustrie kooperierte. In der Folge wurden verschiedene Produktbereiche in spezialisierte Tochter- und Beteiligungsgesellschaften ausgegliedert, darunter Osram G.m.b.H. KG (1920), Siemens-Bauunion (1921), Siemens-Reiniger-Veifa Gesellschaft für medizinische Technik mbH (1925) und Vereinigte Eisenbahn-Signalwerke GmbH (1929), nach Übernahme der Eisenbahnsignal-Bauanstalt Max Jüdel & Co. in Braunschweig.

Siemens und Halske Hochgeschwindigkeitslokomotive, mit 10.000-Volt-Drehstrommotoren
Siemens und Halske Hochgeschwindigkeitslokomotive, mit 10.000-Volt-Drehstrommotoren (Foto: Wikipedia)

Infolge der Weltwirtschaftskrise ab 1929 erlitt auch Siemens erhebliche Umsatzeinbußen und musste Personal entlassen. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 führte jedoch die verstärkte Aufrüstung von Wehrmacht, Luftwaffe und Marine bald wieder zu einer Steigerung der Auftragseingänge. 1939 war Siemens mit 187.000 Beschäftigten der größte Elektrokonzern der Welt. Neue Anwendungsbereiche wie die Medizintechnik, Rundfunktechnik, elektrische Wärme- und Haushaltsgeräte oder auch das Elektronenmikroskop gewannen schnell an Bedeutung für das Unternehmen.

Siemens MSV 1942 07
Werbeanzeige für „Elektrolytische Oberflächenbehandlung von Schwer- und Leichtmetallen” in der Zeitschrift MSV Ausgabe 7/1942

Siemens expandierte auch im Ausland: 1936 gab es 16 Fertigungsstätten in Europa (z. B. Wien, Budapest, Mailand und Barcelona) und außerhalb Europas entstanden Produktions-Joint-Ventures in Tokio und Buenos Aires. Gemeinsam mit der Furukawa Group wurde 1923 in Japan die Fuji Denki Seizō K.K. gegründet. In der Zwischenkriegszeit beteiligte sich Siemens auch an einer Reihe von internationalen Großprojekten, wie dem Ausbau der Metro Athen (1926–1928) und der U-Bahn Buenos Aires (1933–1938). Besonders prestigeträchtig war das Wasserkraftwerk Ardnacrusha am Shannon (1925–1929) und die damit verbundene Elektrifizierung Irlands. Lediglich in den USA war Siemens aufgrund eines Austauschvertrags mit Westinghouse Electric nicht aktiv.

Der 2. Weltkrieg

Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs waren die Produktionskapazitäten von Siemens vollständig mit kriegswichtigen Bestellungen ausgelastet. Zu dieser Zeit wurden Produktionsstätten in ganz Deutschland und in den besetzten Gebieten errichtet, wo Siemens auch „Fremdarbeiter“ und Zwangsarbeiter, einschließlich der sogenannten „Ostarbeiter“, ausbeutete. Ab Juni 1942 errichtete Siemens & Halske Fertigungsbaracken in unmittelbarer Nähe des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück, um die Produktion von Rüstungsgütern zu erhöhen. Das Wernerwerk für Fernsprechgeräte, Radio und Messgeräte wurde im Siemenslager Ravensbrück betrieben, das von SS-Hauptscharführer Grabow geleitet wurde. Zivile Arbeiterinnen unterstanden dem Betriebsleiter und Ingenieur Otto Grade als Angestellte.

Die von Siemens gebaute Lokomotive der Deutschen Reichsbahn ist in der neuen Fahrzeughalle zu sehen. Hakenkreuz Reichsadler (Foto: Wikipedia)
Die von Siemens gebaute Lokomotive der Deutschen Reichsbahn ist in der neuen Fahrzeughalle zu sehen. Hakenkreuz Reichsadler (Foto: Wikipedia)

Siemens produzierte auch in Auschwitz und Lublin mit von der SS angemieteten KZ-Häftlingen. Zahlreiche Siemens-Produktionsstätten wurden während des Krieges zerstört. Während der Schlacht um Berlin wurden die Werke in Berlin vollständig geschlossen. Der damalige Firmenchef Hermann von Siemens, der von 1941 bis 1956 amtierte, wurde 1945 zeitweise im Nürnberger Kriegsverbrechergefängnis interniert und als Zeuge vernommen, es kam jedoch nicht zu einer Anklage. Von München und Erlangen aus gab er dem Unternehmen wichtige Impulse für den schnellen Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg.

Siemens Stellenanzeige Zeitschrift fuer Metall und Schmuckwaren Fabrikation sowie Verchromung 07 1941
Siemens Stellenanzeige Zeitschrift für Metall und Schmuckwaren Fabrikation sowie Verchromung (MSV) 07/1941

Im Vorfeld der militärischen Niederlage des nationalsozialistischen Deutschen Reiches im Zweiten Weltkrieg hatte sich der Siemens-Konzern bereits auf diese Situation vorbereitet und regionale Unterorganisationen gebildet. Nach dem Krieg wurde Bayern zum neuen Hauptstandort des Unternehmens, da die historisch angestammten Produktionsstätten in Berlin-Siemensstadt politisch unsicher waren und aufgrund ihrer Entfernung zu den Absatzmärkten unwirtschaftlich geworden waren. Um die unsichere Zukunft des Standorts Berlin zu vermeiden, wurden die Verwaltungshauptsitze der Siemens-Reiniger-Werke und der Siemens-Schuckertwerke nach Erlangen und die Konzernzentrale der Siemens & Halske nach München verlegt.

Siemens und die Datenverarbeitung

1950 erreichte das Unternehmen wieder 90 Prozent der Produktion von 1936, wobei die Produktpalette weiter ausgebaut wurde. Siemens stieg ab 1954 in die Datenverarbeitung ein und produzierte Halbleiterbauelemente und Computer, wie den Siemens 2002 (1959). Es war der erste in Deutschland gebaute Computer, der nur auf Transistoren als Bauelemente basierte.

Kernspeicherbock von Siemens 2002. Deutsches Museum, München
Kernspeicherbock von Siemens 2002. Deutsches Museum, München (Foto: Wikipedia)

Das Siemens 2002 verwendete Speicherwörter und Register, die eine Vorzeichenstelle und 12 Dezimalziffern hatten. Jede Dezimalziffer wurde durch 4 Bits dargestellt, was jedoch eine „Verschwendung“ darstellte, da für eine Dezimalziffer nur 10 verschiedene Zustände gebraucht wurden, aber 16 zur Verfügung standen. Zu dieser Zeit war Hardware noch sehr teuer. Der Hauptspeicher bestand aus einem Magnetkernspeicher mit Kapazitäten von 1.000, 5.000 oder 10.000 Wörtern und einer Zugriffszeit von 14 µs. Es gab auch eine optionale Erweiterung in Form eines Trommelspeichers mit einer Kapazität von 10.000 Wörtern und einer mittleren Zugriffszeit von 19 ms. Das System konnte verschiedene Peripheriegeräte wie Lochstreifengeräte, Blattschreiber, Lochkartengeräte, Magnetbänder und Schnelldrucker anschließen.

Wernerwerk für Telegraphen- und Signaltechnik der Siemens & Halske AG am Siemenswall 6
Wernerwerk für Telegraphen- und Signaltechnik der Siemens & Halske AG am Siemenswall 6 (Foto: Wikipedia)

Ein Wort konnte auf vier verschiedene Arten interpretiert werden: als zwölfstellige Festkommazahl, als Gleitkommazahl mit 10-stelliger Mantisse und 2-stelliger Charakteristik (für den Exponenten), als Befehl oder als alphanumerischer Ausdruck für 6 Zeichen (durch zwei Dezimalziffern repräsentiert).

Ab den 1960er Jahren entwickelte Siemens verschiedene Nachfolgemodelle für den Siemens 2002, darunter das Siemens 3003 (1963) und das Siemens 4004-45 (1968). Letzteres war jedoch ein Lizenznachbau des RCA Spectra 70, dessen Maschinenbefehlssatz nicht-privilegiert und kompatibel zum System/360 von IBM war.

Bild eines Siemens 4004 Computers
Bild eines Siemens 4004 Computers (Foto: Wikipedia)

Im Jahr 1962 beschäftigte der Konzern 240.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Jahresumsatz von 5,4 Mrd. DM. Dies bedeutete eine Vervierfachung des Umsatzes innerhalb eines Jahrzehnts.

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