Die International Business Machines Corporation, kurz IBM, steht aus heutiger, historischer Sicht, vor allem für drei Dinge: Großrechner, die Erfindung des PCs und zahllose kuriose Geschichten. Der 1911 gegründete Konzern mit 345.900 Mitarbeitern (stand 2020) zeigt neben seinen Erfolgen eindrucksvoll, was schief laufen kann, wenn man sich nur genug Mühe gibt.
Wussten Sie zum Beispiel, das IBM einmal sieben Jahre gebraucht hat, um einen Nadeldrucker zu entwickeln? Nicht die Technologie, die gab es bereits, sondern schlicht einen simplen Nadeldrucker.
Die frühen Jahre
IBM geht auf Herman Hollerith zurück, der 1896 die Firma Tabulating Machine Company gründete. Schon 1884, im Alter von 24 Jahren, reichte er ein Patent zur Datenspeicherung mittels Lochkarten ein. Dabei bestand die Erfindung weder aus den Lochkarten selbst noch aus der Idee, damit Geräte zu steuern. Das gab es bereits vorher. Doch Hollerith hatte den Einfall, man könne mit diesem Verfahren komplexe Probleme von einer Maschine lösen lassen. Sein System umfasste Tabelliermaschine, Lochkartensortierer, Lochkartenlocher und Lochkartenleser. 1888 kam seine Erfindung erstmalig zum Einsatz: Ihre anfängliche Aufgabe bestand darin, medizinische Daten für das US-Kriegsministerium zu erfassen.
1905 verlor Hollerith mit dem US-amerikanische Census Bureau seinen besten Kunden, was mit überzogenen Preisen begründet wurde. Hauptaufgabe der Behörde ist bis heute die Durchführung der alle zehn Jahre stattfindenden Volkszählung. Hollerith verklagte das Büro 1910 wegen angeblicher Patentverletzung, verlor aber die Klage und verkaufte seine Firma 1911 für den stolzen Betrag von 1,21 Millionen Dollar. Seine zusätzliche Altersvorsorge bescherte ihm ein zehnjähriger Beratervertrag, der jährlich mit 20.000 $ vergütet wurde. Der endgültige Firmenname entstand 1924.
Verbrecher und Anwälte
Einer der ersten und auch prägendsten Chefs des Unternehmens war Thomas J. Watson, der die Firma von 1914 bis 1955 leitete. Er galt als der beste Verkäufer seiner Zeit und als Managervorbild für Generationen. Seine Berufsausbildung bestand aus einem einzigen Buchhaltungskurs an der Miller School of Commerce, den er im Mai 1892 abschloss. Bis er bei IBM, die damals noch Computing-Tabulating-Recording Company hießen, anfing, war er ein äußerst erfolgreicher Vertriebler – und vorbestraft. 1913 wurde er aufgrund illegaler Verkaufspraktiken verurteilt. Er wies seine Verkäufer an, zunächst defekte Registrierkassen zu veräußern, die nur wenige Wochen oder Monate hielten. Sobald diese versagten, wurden Kunden neue Maschinen angeboten. Er wurde zu einem Jahr Gefängnis verdonnert, 1915 hob das Berufungsgericht das Urteil allerdings wieder auf.
Schon in den frühen Jahren zeichnete sich eine Methode ab, die typisch für IBM werden sollte und die Watson bereits vor seiner Zeit bei IBM verinnerlichte: Das systematische Ausschalten der Konkurrenz. Noch heute wird der Konzern in der Retrospektive, wie etwa in der Amazon-Serie „Halt and Catch Fire“, nicht durch Innovation oder Ingenieurskunst dargestellt, sondern einer Schar von Anwälten, die alles und jeden verklagte, der sich im Dunstkreis eines Wettbewerbers befand. Zeitweise galt die Rechtsabteilung als die profitabelste bei IBM.
Das IBM Monopol
1934 und 1952 gab es zwei Verfahren gegen IBMs Monopolstellung. Zuweilen besaß der Konzern 90% aller Tabelliermaschinen in den USA, die nur vermietet aber nicht verkauft wurden.
Neben seinem Verkaufstalent und Fähigkeiten in der Organisation zeichnete sich Watson vor allem durch seine Motivationskünste aus. Die Verkäufer trafen sich regelmäßig zu Gesangsveranstaltungen, es gab sogar ein IBM-Liederbuch.
IBM und die Nazis
Die NS-Zeit war sowohl für Watson als auch IBM ein sehr dunkles Kapitel. Der Firmenchef, mittlerweile einer der reichsten Menschen der Welt, hatte höchste Wertschätzung und Sympathie für Adolf Hitler. 1937 wurde er von den Nazis mit dem Deutschen Adlerorden mit Stern ausgezeichnet. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1940 gab er es wieder zurück, dieser Akt kann aber durchaus als rein symbolisch angesehen werden. Tatsächlich machte IBM durch die Tochtergesellschaft DEHOMAG gute Geschäfte mit den Nazis, indem sie durch vermietete Lochkartensortiermaschinen bei der Organisation des Holocausts halfen.