• 22Minuten
blank

Verkauf, Erfolg…

Am Mittwoch, den 12. August 1981, wurde der erste IBM-PC in New York City zum Preis von 1595$ vorgestellt. Neben der Hardware wurde der Computer mit PC-DOS, BASIC, VisiCalc, mehrere Business-Programmen, einem Textadventure und einer Textverarbeitung ausgestattet. Was damals niemand wusste: Das Abenteuerspiel kam zwar von Microsoft, wurde aber von denen geklaut. Und die Textverarbeitungssoftware wurde von einem verurteilten Sträfling im Gefängnis programmiert.

Der erste richtige IBM-PC, Modell 5150 (1981) - Foto: Wikipedia
Der erste richtige IBM-PC, Modell 5150 (1981) – Foto: [36]

Das eine Entwicklungsjahr war sehr steinig. Irgendwann ließ man intern die Katze aus dem Sack. Zwar bestand die Strategie daraus, Hardware von außerhalb einzukaufen, dennoch mussten zunächst die internen Profitcenter befragt werden. Das barg enormes Konfliktpotential. Letztlich wurden nur zwei Komponenten intern geliefert. Das Mainboard und die Tastatur, welche aus dem Werk für Schreibmaschinen kam. Damals hatte IBM bei Schreibmaschinen einen Marktanteil von 80% und das entsprechende Werk zeigte sich nicht begeistert darüber, mit der PC-Tastatur dabei helfen zu müssen, sich selbst Konkurrenz zu schaffen. Außerdem wurden die Einzelteile bei IBM zusammengebaut, was ebenfalls für internen Streit sorgte. Im Kern ging es zumeist darum, dass jeder sein eigenes Revier verteidigen wollte. Das Budget für die Arbeiten am PC hätten alle gerne gehabt, aber viele glaubten nicht an den Durchbruch oder hatten die Befürchtung, ihre Position aufgrund des Erfolges im Konzern zu verlieren. Soll bei IBM schon vorgekommen sein.

Ungewisser Ausgang

Bis zum Erscheinungstag war der Erfolg selbst bei IBM umstritten. Man wusste nicht, wie Öffentlichkeit und Presse reagieren würden. Das Unternehmen hatte einen Ruf zu verlieren, der zu weiteren Verlusten in noch profitablen Bereichen führen konnte.

Intel 8086 - Foto: Wikipedia
Intel 8086 – Foto: [37]

Die Meinung der Presse war eher verhalten, was vorwiegend an der Erwartungshaltung lag, die durch Gerüchte geschürt wurde. Alle rechneten mit einem 8086er Prozessor, erhielten aber nur den 8088er. Die Kundschaft hingegen war, aus bereits genannten Gründen, begeistert und kaufte binnen kürzester Zeit den als „Jahresproduktion“ von IBM ermittelten Bedarf auf. Zusätzlicher Katalysator war der offene Standard, der Dritthersteller schon fast magisch anzog. Dadurch entstand eine positive Spirale aus der Marke und dem Standard von IBM, Drittherstellern und Softwarelieferanten. Die Befürchtungen mancher Mitarbeiter bewahrheiteten sich: Binnen 10 Jahren verdrängte der PC den Schreibmaschinenmarkt komplett.

…und Misserfolg

Nun hatte IBM, trotz aller Widrigkeiten, ein gewinnbringendes Produkt. Wie eingangs erwähnt, können viele Dinge schieflaufen, wenn man sich nur genug Mühe gibt. Der Großkonzern schaffte das im Schlaf. So gelang es IBM mühelos, dass die Nachfolgermodelle, etwa mit dem Intel 8086 ausgestattet, nicht mehr zum Original kompatibel waren. Das hieß, dass man die ganze Software neu kaufen musste. Nachdem Compaq einen echten tragbaren Computer anbot, der zu 100% IBM-Kompatibel war, wollte der Branchenprimus nachziehen. Bereits die Ankündigung trieb Compaq beinahe in den Ruin, da alle Händler ihre Bestellungen einstellten, um abzuwarten, was IBM auf den Markt brachte.

IBM portable PC (1984) - Foto: Wikipedia
IBM portable PC (1984) – Foto: [38]

Das Modell „Portable Personal Computer“ (Februar 1984) war aber derart schlecht – und inkompatibel – dass es praktisch niemand haben wollte, womit Compaq das einzige Unternehmen mit 100%iger Kompatibilität bei einem tragbaren Computer blieb.

IBM ist nicht IBM-kompatibel

Natürlich war auch der 80286er (Modell AT, August 1984) von IBM nicht zu den Vorgängern kompatibel. Hinzu kam, dass das Diskettenlaufwerk nun von einem der IBM-Werke gefertigt wurde. Dieser enthielt aber einen Fehler, der dazu führte, dass alle Daten auf der Diskette gelöscht wurden. Der Imageschaden war derart groß, dass sich das Unternehmen am PC-Markt nie mehr richtig erholte.

5-25-Diskette
Die gute alte 5.25″ Diskette

Zu guter Letzt verschlief IBM den Heimbereich, der sich derweil deutlich größer als der Geschäftsbereich entwickelte. Diesen Markt wollte man mit dem PC junior (IBM PCjr, Typ 4860) 1983 zurückerobern, er war aber zu teuer, nicht leistungsfähig genug und zu spät dran. Ab 1985 verlor IBM massiv an Boden. Der PC hatte mittlerweile über 10.000 Programme, IBM selbst einen Marktanteil von 63%. 1987 lag der Anteil nur noch bei 38%. Das Unternehmen sah allmählich ein, dass man den Homecomputermarkt nicht mehr erobern könne, und konzentrierte sich vermehrt auf den Unternehmenssektor, aber nicht, ohne eine letzte Schlacht zu führen.

i386DX - Foto: Wikipedia
i386DX – Foto: [39]

Autor

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

0 Comments
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen