Es gibt kaum ein Programm, dass in Sachen Leistung und Umfang nicht in die Jahre kommen und durch Konkurrenzprodukte überflügelt wird, wenn die eigene Entwicklung stagniert. Beim Cubic Player ist das nicht so. Er war einzigartig.
Unter DOS gab es sehr viele Soundformate. Neben den Modulen (MOD, XM, S3M, IT u. v. m.) gab es noch MIDI, die für damalige Zeit extrem große WAV-Dateien, AdLib Soundformate, später auch MP3 und viele mehr. Für jedes Soundformat gab es spezielle Player und einige der Player waren sogar in der Lage, mehrere Formate abzuspielen. Je exotischer das Format war, umso weniger Player gab es. Der Cubic Player überragte aber alle, nicht nur bei der Anzahl der unterstützten Soundformate.
Wer den CP startete, merkte spätestens beim ersten Lied, dass es sich nicht um einen simplen Player, sondern viel mehr um ein audiovisuelles Erlebnis handelte. Im Gegensatz zu den meisten Programmen jener Zeit konnte man mehrere Lieder in eine Playlist laden. Die Lieder wurden auf sehr viele Arten angezeigt. Bei Modulen konnte man nicht nur die Noten und Effekte sehen. Es gab verschiedene Spektrum Analysen, eine grafische Analyse in Farbe oder Graustufe, Note Dots, bei dem die Noten der einzelnen Kanäle als Punkte angezeigt wurden, was, je nach Lied, interessante Muster ergab. Im phase graphs Modus konnte man die Kanäle als, je nach Lautstärke, verzerrte Pixelklumpen ansehen. Es versteht sich von selbst, dass es bei der Fülle an Modi auch diverse Ansichten eines Oszilloskops gab.
Fehlen durfte auch nicht der namensgebende Cubic Mode, in dem eine relativ simple Animation eines sich drehenden Würfels gezeigt wurde, während die Musik lief.
Die 22 unterstützten Formate liefen zudem auf vielen verschiedenen Soundkarten, was in der DOS-Ära ebenfalls nicht selbstverständlich war. Wahlweise konnte man die Lieder auch als WAV-Datei exportieren und sie anschließend mit einem Konverter, der nicht zum CP gehörte, in MP3 konvertieren.
Wer die DOS-Zeiten selbst erlebt hat, wird noch gut wissen, dass man damals i. d. R. nur ein Programm gleichzeitig laufen lassen konnte. Das galt auch für Musikprogramme. Während heute unter Windows viele Anwendungen im Hintergrund laufen und auch der Autor dieses Textest beim Tippen am Computer noch Musik hört, war das unter DOS nicht der Fall. Wer Texte schreiben und Musik hören wollte, musste schon eine Stereoanlage zur Hilfe nehmen. Dank dem CP war dies nicht mehr nötig. Man konnte seine Playliste einrichten und dann raus gehen, während die Lieder im Hintergrund liefen. Zwar ließ sich, aufgrund von Speicherbeschränkungen, nicht alle Programme starten, aber man war immerhin freier als in den allermeisten anderen Programmen.
Beeindruckend war auch, wie fehlerfrei der Player die einzelnen Soundformate abspielte. Vor allem mit getrackten Liedern hatten zahlreiche Player Probleme, nicht so der CP. Selbst Tracks, deren Pattern rückwärts liefen, spielte er perfekt ab.
Mit den richtigen Voreinstellungen war es sogar möglich, in gepackte Dateien rein zu gehen und die Lieder direkt daraus zu starten. In Zeiten, in denen Festplatten sehr teuer und vergleichsweise mickrig waren, war das ein Segen. Apropos Einstellungen: Über die INI ließ sich der CP sehr flexibel einstellen, nicht nur, was die Soundkarten betrifft. So konnte man u. A. für die verschiedenen Soundformate auch die Farben beeinflussen.
Leider wurde die Entwicklung mit der Version 2.6.0pre6 eingestellt. Den Sourcecode kann man sich, ebenso wie den Player, herunter laden. Am besten funktioniert er heute unter DOSBox. Wie Umfangreich der Player ist, sieht man an der noch existierenden, 70 Seiten umfassenden PDF-Datei!
Auch wenn es unwahrscheinlich ist, bleibt heute immer noch die Hoffnung, dass jemand diesen grandiosen, einzigartigen Player für Windows portiert. Natürlich gibt es heute viele gute Player, die sogar noch mehr Formate unterstützten, als der CP damals, aber im Vergleich zu den Modi von CP bieten diese Player nur Kinkerlitzchen an. CP war nicht nur einfach ein simpler Player, es war ein Erlebnis!
Informationen
Name: Cubic Player
Entwickler: Niklas Beisert, Felix Domke, Fabian Giesen, Tammo Hinrichs, Dirk Jagdmann
System: Linux, Unix, DOS and Windows 95-ME, XP
Link: Open Cubic Player