Ballistic Mini Golf

30. Juni 2018

Minigolf. Auf fremden Planeten. Am Computer. Auf dem Designdokument von Ballistic Mini Golf stand mit ziemlicher Sicherheit nicht viel mehr drauf. Warum das Spiel dennoch seinen Reiz hat, zeigt der nachfolgende Test.

Für wen?

Es gibt einige virtuelle Minigolf-Spiele auf dem PC, wobei es sich meist um eher lieblose 2D Umsetzungen, oft für den Browser, handelt. Dennoch gibt es zahlreiche Spieler, die sich am virtuellen Freizeitvergnügen erfreuen, obwohl der örtliche Minigolfplatz nicht weit weg sein dürfte.

Gründe dafür gibt es einige. Schlechtes Wetter, Krankheit, Zeitprobleme oder schlicht keine Lust sich anzustellen und zu warten, bis man endlich an das nächste Loch darf. Während das richtige Vergnügen bei den 2D Versionen nicht aufkommen mag, zeigt sich Ballistic Mini Golf in schicker 3D Optik und liefert gleich ein paar zusätzliche Argumente, warum man knapp vier Euro dafür berappen sollte.

Für mehr Spieler!

Minigolf kann alleine Spaß machen, allerdings nur für eine kurze Zeit. Viel unterhaltsamer ist es, wenn man es mit Freunden oder Familie spielt. Genau hier zeigt Ballistic Mini Golf seine Daseinsberechtigung. Man kann es lokal, über Netzwerk und Internet gemeinsam spielen. Antreten können bis zu vier Spieler und der Spielleiter definiert vorher ein Paket mit den zu spielenden Löchern, wobei 216 davon, verteilt auf 24 Pakete, zur Verfügung stehen. Im Prinzip spielt jeder für sich, man muss nicht warten, bis der andere seinen Schlag beendet hat. Das vermeidet unnötige Wartezeiten.

Technisch präsentiert sich der Mehrspielermodus ziemlich stabil. In den Reviews auf Steam beklagen manche Spieler Bugs, die scheinen aber seit Ende 2017 Geschichte zu sein. Die Verbindung zu Freunden ist schnell hergestellt und wenn man dabei noch mit Sprachchat (Steam, Skype, TS, Discord etc) »arbeitet«, dann steht dem Vergnügen nichts mehr im Wege.

Opulente Grafik

Das prägendste Merkmal ist die Grafik. Für ein Minigolf-Spiel ist es rundum gelungen. Die Plätze lassen sich in zehn verschiedene Welten versetzen, die teilweise nur aus einer großen Skybox, teilweise aus zusätzlichen 3D-Modellen bestehen. Für einen modernen Shooter wäre die Grafikqualität nicht beeindruckend, aber für Minigolf macht es einiges her. Vor allem die schönen satten Farben und die kleinen Effekte fallen angenehm ins Auge.

Die Settings sind recht abwechslungsreich. Mond, Mars, Berglandschaft, irgendwo im Weltraum oder eine Schneelandschaft laden ein, zwischen den Schlägen auch einmal über den Spielfeldrand hinaus zu linsen.

Akustisch ist das Spiel unaufdringlich und schlicht, das Titellied passt sehr gut zur Stimmung. Grafik und Sound wirken insgesamt reif. Das Spiel ist in der Präsentation auch etwas für Kinder, ohne Erwachsene durch übertriebene Kindlichkeit abzuschrecken. Nahezu alles wirkt unglaublich stimmig.

Mechanik und Physik

Minigolf ist bekanntlich ein Geschicklichkeitsspiel. Es lebt von der präzisen Steuerung, einer guten Kollisionserkennung und einer glaubhaften Physik.

Was die Steuerung betrifft, so bietet Ballistic Mini Golf mehrere Möglichkeiten. Man kann es mit Maus, Tastatur, Gamepad oder per Touche (wenn vorhanden) spielen. Die Maussteuerung wirkt dabei etwas hyperaktiv, man kann die Intensität aber reduzieren. Tastatur und Gamepad wirken gut ausbalanciert und man hat tatsächlich das Gefühl der Kontrolle. Stärke und Winkel lassen sich sehr gut einstellen, auch wenn man vor allem für die richtige Stärke etwas Übung braucht.

Sehr schön: Man kann in einen Kameramodus schalten und sich auf der Strecke umsehen. Gerade bei schwer erreichbaren Löchern mit zahlreichen Hindernissen ist das sehr wichtig.

Der Ball, den man optisch im Menü anpassen kann, hat ein etwas merkwürdiges Verhalten auf dem virtuellen Rasen. Manchmal macht es eher den Eindruck, als würde es auf Eis gleiten statt zu rollen. Bei der abstrakten Umgebung mag man dies dem Spiel noch verzeihen, doch leider gibt es ein zweites Problem. Bei hohen Geschwindigkeiten verhält sich die Kollision merkwürdig. Immer wieder passiert es, dass der Ball, wenn man mit voller Wucht schlägt, durch den Boden fliegt. In den zahlreichen getesteten Partien trat der Fehler nur selten auf und dann auch nur, wenn man den Schlag bei 90-100% Kraft ausführte, aber es nervt dennoch.

Auf den Strecken gibt es zahlreiche Hindernisse. Aussparungen im Boden, Banden, Rampen, bewegliche Hindernisse, Kisten, Richtungs- und Sprungfelder und andere Herausforderungen. Dabei gibt es eine Art von Rampe, die einem, wenn der Ball aus einem steileren Winkel kommt, den letzten Nerv rauben können. Statt die Steigung zu erklimmen prallt der Ball von der fast unsichtbaren unteren Kante ab und rollt zurück. Schlägt man stärker, dann fliegt der Ball über das anvisierte Ziel hinaus. Zum Glück kommt diese Rampe nicht auf jeder Strecke vor, sie ist dennoch ein großes Ärgernis im Spiel. In Verbindung mit dem Kollisionsproblem hinterlässt das Spiel, welches bereits in Version 1.3 ist und seit Dezember 2017 keinen Patch mehr erfuhr, einen doch sehr faden Beigeschmack.

Fazit: Für rund vier Euro kann man im Prinzip nicht viel falsch machen, zumal es auf Steam immer wieder vergünstigt angeboten wird. Für eine Runde in der Mittagspause oder am Abend mit Familie und Freunden ist es ein sehr großer Spaß, der auf großen Bildschirmen besonders gut zur Entfaltung kommt. Die beschriebenen Probleme mit der Kollision nerven, aber das Problem haben zumindest alle Spieler und sie treten nicht sehr häufig auf. Auf der Habenseite sind sehr viele Strecken, eine wunderbare Präsentation, eine große Auswahl bei der Steuerung und viel Spielspaß. Was nach einigen Stunden Spielzeit negativ auffällt, ist die Uninspiriertheit des Spiels. An einigen Stellen wünscht man sich mehr Einblendungen und Spektakel, etwa bei einem Streckenrekord oder einfach, wenn man gewonnen hat. Stattdessen hat an diesen Stellen das Spiel den Charme einer Tabellenkalkulation. Da wäre mehr drin gewesen.

Positiv Negativ
+ hervorragende Grafik (für Minigolf) - Ball scheint manchmal zu gleiten statt zu rollen
+ angenehmer, nicht aufdringlicher Sound - vereinzelt Kollisionsprobleme
+ 216 teils sehr fordernde Golflöcher - eine Rampenart nervt durch ihre untere Kante
+ Multiplayer online und lokal mit bis zu vier Spielern - an manchen Stellen fehlt die Liebe zum Detail
+ gute Steuerung
+ Kameramodus hilft bei der Übersicht

 

 

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