Die Frage ist nicht neu, aber ich habe sie mir zum ersten Mal selbst gestellt: Welches Spiel würde ich auf eine einsame Insel mitnehmen? Da ich verschiedene Genres mag und seit rund vierzig Jahren elektronische Spiele spiele, war die Wahl nicht ganz einfach. Also habe ich zwanzig Genres ausgewählt, die ich häufig gespielt habe, und dann eine engere Auswahl getroffen. Doch selbst hier konnte ich mich teilweise nicht entscheiden. Und ja, die meisten Titel sind sehr alt.
Aufbauspiel
Hier fiel die Wahl relativ leicht: SimCity 2000! Womöglich lag es auch daran, dass ich nicht viele Aufbauspiele gespielt habe und mich sofort in SimCity 2000 verliebte. Für mich bietet es eine extrem gute Mischung aus Komplexität und Übersicht, aus Simulation und Spielspaß und ist darüber hinaus sehr anpassbar. Jeder kann es im Prinzip so spielen, wie er möchte. Ein herrlicher Spaß, der die Nacht schnell vergehen lässt.
Autorennen
Ein Genre, das ich wirklich sehr viel gespielt habe. Aber wenn es eine Spielserie gibt, die mich die Nächte wachgehalten hat, dann ist es Trackmania, ganz besonders Trackmania Nations Forever. Das Gameplay ist unverwüstlich, die Motivation durch Medaillen und Bestenlisten enorm. Und jede Spielstunde beginnt mit dem berühmten Satz: „Nur noch einen Versuch!“, dicht gefolgt von: „Das muss zu schaffen sein!“ Hinzu kommen der geniale Editor, eine riesige Fangemeinde und unendlich viele Karten und Server. Der Spaß konnte nur gestoppt werden, weil das Spiel ab Windows 10 nicht mehr lief und die Nachfolger nicht mehr ganz so gut waren.
Browsergame
Browsergames sind nicht wirklich mein Ding, aber hin und wieder erwischt es mich doch, und ich verbringe mehr Zeit damit, als ich möchte. Ein Titel hat mich dabei über Jahre hinweg gefesselt: Command & Conquer: Tiberium Alliances. Ja, unter Fans der C&C-Serie ist es verpönt, aber ich spiele es seit 11 Jahren. Zwischendurch hatte ich mal ein Jahr Pause, aber auch heute noch logge ich mich zwei- bis viermal täglich ein. Ich mag das Setting, es gibt immer etwas zu tun, und vor allem bewundere ich, wie genial die Zahlen ausbalanciert sind.
Denkspiel
Es passiert immer wieder, dass ich einem Denkspiel verfalle und mehrere Stunden am Stück darin verbringe. Wirklich verliebt habe ich mich jedoch in Braid. Es ist eine tolle Geschichte mit einem fantastischen Ende, und die Reise ist von A bis Z ein Genuss. Über die Jahre habe ich es auf verschiedenen Systemen mehrfach durchgespielt und mir fällt kaum etwas ein, das ich kritisieren könnte – außer vielleicht, dass es eindeutig zu kurz ist.
Echtzeitstrategie
Mein erster Reflex war, irgendeinen Teil der C&C-Serie zu nennen. Doch obwohl ich ein großer Fan davon bin, muss ich gestehen, dass Starcraft 2 das bessere Spiel ist. Egal ob Kampagne oder Multiplayer – es ist absolut phantastisch. In keinem mir bekannten Genrevertreter wird eine Handlung so gut erzählt, und auch an die Balance der kreativen Einheiten kommt nichts heran. Es ist die perfekte RTS-Version von „Schere, Stein, Papier“. Das Einzige, was mich stört, ist, dass ich in der Kampagne alle drei Fraktionen spielen muss, obwohl ich eigentlich nur die Terraner spielen will. Doch das geniale Missionsdesign und das sehr kreative Kartendesign lassen mich diesen Schmerz leicht überstehen.
Ego-Shooter Multiplayer
Generell bin ich nicht so der Multiplayer-Zocker. Aber wenn es ein Shooter sein muss, in dem ich mit und gegen andere Menschen spielen soll, dann gibt es für mich nur Quake III: Arena! Als es veröffentlicht wurde, habe ich es sofort gekauft (bevor es indiziert werden konnte), und die Magie dieses Spiels hat mich bis heute nicht losgelassen. Klar, die Grafik ist mittlerweile veraltet, aber es fühlt sich immer noch verdammt gut an. Die Geschwindigkeit, das Waffendesign, die Bots – alles passt. Genial finde ich bis heute, dass ich bspw. CTF gegen einen Menschen spielen kann und wir dabei sogar auswählen dürfen, welche Bots in unsere Teams kommen.
Ego-Shooter Single
Quake 1! Das spiele ich heute noch sehr gerne, aber die Faszination hat sich über die Jahre immer wieder gewandelt. Damals war es vor allem die Atmosphäre, die mich nachts Albträume beschert hat. Dazu kam noch die für damalige Zeit geniale Technik. Heute erfreue ich mich vor allem am Leveldesign und an den Gegnern – aber auch immer noch an der Technik. Verglichen mit aktuellen Titeln macht es durch seine Einfachheit noch genauso viel Spaß. Es enthält nichts, was man weglassen könnte, um es zu verbessern. Moderne Shooter enthalten für meinen Geschmack hingegen viel zu viel Schnickschnack.
Mit der Quake III-Engine entstand allerdings noch ein weiterer Shooter, den ich bis heute liebe: Star Trek™: Voyager – Elite Force zeichnet sich gleich durch mehrere Dinge aus. Es ist Star Trek, und ich kann durch die Voyager laufen, die ich damals in der TV-Serie großartig fand. Die Erzählung ist gut gelungen, und vor allem das Missionsdesign ist absolut großartig. Damals habe ich das Spiel an einem Wochenende komplett durchgespielt – was mir vorher bei keinem Spiel passiert ist. Der Multiplayer-Modus mit seinen Statistiken fesselte mich ebenfalls über viele Stunden.
Geschicklichkeitsspiel
Eigentlich sollte man in so einer Liste nicht seine eigenen Werke erwähnen, aber hier muss ich eine Ausnahme machen. CYPEST Underground ist mein liebstes Geschicklichkeitsspiel. Die Motivatoren wurden bei Trackmania abgeschaut, aber die simple Mechanik in Kombination mit den teils extrem herausfordernden Levels und dem witzigen Setting sind eine tolle Mischung. Und ja, die Levels habe ich alle selbst gebaut, aber noch heute starte ich das Spiel gerne, um zu sehen, ob ich meine eigenen Rekorde brechen kann.
Kampfspiel
Da kommt für mich nur eine Serie infrage: Mortal Kombat! Auch wenn ich mit den letzten Teilen so meine Probleme hatte, waren insbesondere die 2D-Teile der frühen Tage ein Fest. Am meisten gefeiert habe ich Mortal Kombat 3 sowie Mortal Kombat Trilogy. Hier waren die Steuerung und die Geschwindigkeit der Kämpfer für mich perfekt. Es ist für zwischendurch wirklich genial, aber mit Freunden kann man hier auch einen schönen Abend verbringen.
Manager
Mein Problem mit Manager-Spielen ist einfach: Ich verbringe viel zu viel Zeit damit, sobald ich sie starte. Das ging mir ganz besonders bei den Fußballmanagern von EA so, aber die gibt es ja nicht mehr. Eindeutig vermeiden muss ich WE ARE FOOTBALL, weil ich hier mehr Stunden verliere als bei einem Filmriss nach zwei Flaschen Wodka. Es ist einfach diese Balance aus Komplexität und Einfachheit, kombiniert mit dem Einfluss der eigenen Taten und deren Resultat, die mich fesselt.
Pinball
Ich liebe vor allem alte Pinball-Spiele mit 2D-Kugeln und einer – sagen wir mal – kreativen Physik. Und obwohl es wirklich einige gute Spiele gibt, hat mich keines so sehr an den Bildschirm gefesselt wie Pinball Fantasies. Insbesondere Partyland starte ich heute noch gerne und versinke regelrecht darin. Für mich ist es einfach der perfekte Tisch.
Plattformer
Das war wirklich eine schwierige Entscheidung, denn es gab so viele gute Spiele, dass es mir unmöglich ist, mich für nur eines zu entscheiden. Auf dem PC ist es bis heute Secret Agent. Diesen kleinen Kerl durch die zahlreichen Gefahren zu steuern, macht mir immer noch Spaß. Es ist extrem herausfordernd, teilweise frustrierend, aber auch ungemein erfüllend.
Mein zweiter Favorit ist Super Mario Land 1 auf dem Game Boy. Es ist einfach perfekt: Die Musik, die Grafik, das Leveldesign und die vielen kleinen, sehr kreativen Elemente. Wenn ich mich zwischen diesen beiden entscheiden müsste, wäre es wahrscheinlich Super Mario Land 1, sofern auch Tetris auf dem Game Boy beiliegen würde.
Point-and-Click-Adventure
Das war mein erstes Lieblingsgenre, und noch heute spiele ich die Klassiker sehr gerne. Wahrscheinlich habe ich, abgesehen von Ego-Shootern, aus keinem anderen Genre so viele Spiele gezockt wie hier. Und obwohl es in diesem Genre zahlreiche geniale Titel gibt und ich zudem ein riesiger Sierra-Fan bin, ist Day of the Tentacle für mich ganz klar auf Platz 1. Es ist in allen Belangen absolut perfekt: Die Geschichte, die Charaktere, der Humor, die Rätsel, die Grafik, die Musik, Soundeffekte und die Sprachausgabe – einfach alles. Mittlerweile habe ich es mir angewöhnt, es alle ein bis zwei Jahre zu spielen und mich an der Genialität zu erfreuen. Wer das Genre nicht kennt und einmal eines dieser Klassiker spielen möchte: Zockt Day of the Tentacle!
Puzzle-Platformer
Die perfekte Kombination aus Ego-Shooter und Rätsel ist für mich Portal 1! Ja, der zweite Teil ist umfangreicher und witziger, enthält spielerisch mehr coole Elemente, aber das erste Portal übertrifft alles – auch wenn es etwas zu kurz geraten ist. Damals habe ich es gestartet und auf Anhieb komplett durchgespielt. Die Atmosphäre war einfach einzigartig, und das Ende sorgte dafür, dass es unvergessen blieb. Auch heute spiele ich Portal noch gerne, immer wieder von Anfang an, und meistens spiele ich es dann bis zur Hälfte ohne Pause durch.
Den zweiten Teil fand ich ebenfalls genial, aber er ist mir schon fast zu lang und insgesamt zu „dreckig“. Gerade die sterile Testumgebung des ersten Teils macht es für mich so besonders.
RPG
Ich bin kein RPG-Spieler. Mit Rollenspielen konnte ich, allgemein gesagt, nie viel anfangen. Eines der wenigen Titel, die mich fesseln konnten, war ausgerechnet Diablo III, das von Fans der Serie heftig kritisiert wurde. Daher wollte ich das Genre eigentlich gar nicht in die Liste aufnehmen, doch da gab es noch einen Titel, der mir den Verstand raubte: Dragon Crystal auf dem Sega Game Gear. Es war ein völlig verrücktes Abenteuer, bei dem fast alles auf Zufall beruhte – Level, Gegner, Zauber und Ausrüstung. Man findet beispielsweise einen weißen Stock. Was ist es? Keine Ahnung – also testen wir es aus. Und plötzlich überspringen wir mehrere Level, treffen auf den nächsten Gegner und sind tot. Natürlich gab es keine Speicherfunktion.
Dragon Crystal ist, unabhängig vom Genre, bis heute eines der abgefahrensten Spiele, die ich je gezockt habe. Es ist hässlich, die Musik besteht über Stunden aus nur einem Lied, es ist total unfair, und man möchte jedes Bit daran hassen. Aber ausgerechnet diese Mischung fesselte mich so lange, bis ich irgendwann das – leider sehr enttäuschende – Ende sehen durfte. Die Musik geht mir übrigens nach dreißig Jahren immer noch durch den Kopf.
Run and Gun
Obwohl es auch hier viele großartige Titel gibt, hat mich auf Dauer kaum ein Spiel so sehr gefesselt wie The Chaos Engine. Es ist teilweise unfair, sehr schwierig, und man möchte den Monitor anschreien. Auf der anderen Seite ist es einfach wunderbar und entfaltet den vollen Charme der Bitmap Brothers. Wer keinen zweiten Spieler findet, bekommt einen (leider nicht ganz so intelligenten) KI-Mitspieler. Dass man verschiedene Charaktere wählen und zwischendurch im Shop Verbesserungen erwerben kann, ist ein weiterer Höhepunkt.
Rundenstrategie
Schach! Für mich ist es das genialste Brettspiel, auch wenn es meiner Meinung nach kein perfektes Spiel ist. Ich spiele es seit meinem siebten Lebensjahr und finde es bis heute faszinierend. Zwar mag ich auch andere Spiele wie Civilization oder Colonization, aber Schach hat für mich einen ganz besonderen Stellenwert. Auf dem PC gab es vor allem in den 1980er und 1990er Jahren einige äußerst gelungene und kreative Titel. Auf die Insel würde ich entweder Battle Chess 4000, Grandmaster Chess oder Kasparov’s Gambit mitnehmen.
Shoot ’em up
Hier muss ich nicht lange überlegen: Raptor: Call of the Shadows! Ich hatte einmal die große Ehre, den Erfinder und Entwickler des Spiels interviewen zu dürfen, war aber schon lange davor ein riesiger Fan. Die Grafik, die Musik, Steuerung, das Gegner- und Leveldesign, der Shop zwischen den Missionen – alles ist stimmig und macht enormen Spaß. Klar, auf lange Sicht könnte es etwas abwechslungsreicher sein, aber das ist Jammern auf höchstem Niveau.
Sportspiel
Über viele Jahre habe ich gerne die FIFA-Serie gespielt. Jedes Jahr verbrachte ich 200 bis über 300 Stunden damit, bevorzugt im Karrieremodus. Doch gravierende Änderungen haben mir den Spaß an der Serie verdorben – bis Rocket League kam! Fußball mit fliegenden Autos. Das Gameplay ist genial, auch wenn das Problem im freien Spielmodus oft ist, dass Mitspieler die Partie verlassen, sobald ihr Team in Rückstand gerät. Auf Dauer nervt das, aber insgesamt hat es mir immerhin 850 Stunden Spielspaß gebracht.
Tycoon
Für alle, die mit Wirtschaftssimulationen eigentlich nichts anfangen können, aber dennoch eines testen möchten, empfehle ich Mad Games Tycoon 2! Das Spielprinzip ist simpel und genial: Starte in einer Garage deine eigene Spieleentwicklungsfirma. Es ist abwechslungsreich, umfangreich und steckt voller Details. Willst du selbst Publisher werden? Kein Problem. Eigene Konsolen entwickeln? Auch kein Problem! Das Spiel ist nahezu grenzenlos, und seit der Veröffentlichung im Mai 2023 gibt es regelmäßige Updates. Aber Vorsicht: Auch hier besteht die Gefahr, dass man immer noch spielt, während der Hahn kräht.
Und nun? Welches Spiel soll es sein?
Das ist zwar eine schöne Auswahl, aber welches Spiel kommt nun mit auf die Insel? Meine erste Wahl wäre Schach. Doch wenn jemand Einspruch erhebt, da es sich ja eigentlich um ein Brettspiel handelt, müsste ich etwas nachdenken. Alle Spiele, die eine Internetverbindung benötigen oder bei denen der Hauptspaß im Mehrspielermodus liegt, fallen dann schon mal raus – so auch The Chaos Engine. Wahrscheinlich würde die Wahl auf StarCraft 2 oder Quake 1 fallen. StarCraft 2, weil die Langzeitmotivation enorm ist und die KI abseits der Missionen richtig gut ist. Quake 1 ist da zwar eingeschränkter, aber mit Leveleditoren könnte man ewig daran basteln. Außerdem wäre es ein gutes Spiel, um besser zu werden – und dafür hätte ich auf der Insel ja reichlich Zeit.
Weiterführende Links
Spiele-Genres und ihre Besonderheiten
Spielanalysen
Spieleentwicklung und die zweiten 90% – Feinschliff und Details
Die Kunst der Geschwindigkeit: Speedruns in Computerspielen
Retro-Grafik gestern und heute