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Das Ende der Genies

Commodore hatte es mal wieder geschafft: Aufgrund einer toxischen Kultur vergraulten sie nach und nach gute Mitarbeiter. Das lag auch ein stückweit an Konflikten zwischen den alten Hasen und den neuen Amiga-Leuten. Niemand verstand das System besser als die Menschen, die es erfanden. Natürlich ist eine Schnittstelle zwischen der Abteilung und dem Konzern wichtig, aber man hätte die Ingenieure mit viel mehr Freiheiten ausstatten müssen. Weniger reglementieren, mehr kreieren.

Letztlich mündeten die Konflikte darin, dass 1989 auch Jay Miner seinen Hut nahm. Mittlerweile 57 Jahre alt, spielten hier gesundheitliche Probleme eine wichtige Rolle. Er verstarb 1994 an Nierenversagen, obwohl ihm vier Jahre zuvor eine Niere von seiner Schwester gespendet wurde. Leider musste er dabei noch miterleben, wie sein Vermächtnis von Commodore ruiniert wurde.

Alice Chip im Amiga 1200
Alice Chip im Amiga 1200 (Foto: Wikipedia)

Man mag sich kaum vorstellen, wie die Amiga-Leute geschaut hatten, als Commodore mit dem Desktop-Gehäuse um die Ecke kam. Da entwirft man die geilste Maschine seit der Erfindung des elektrischen Rasierers und statt eines passenden Gehäuses bekommt man ein liebloses Industrie-Design, welches nichts vom genialen Inhalt erahnen lässt. Schaut man sich hingegen den stylischen Atari ST an, mag man – nicht nur als Ingenieur – in Tränen ausbrechen.

Amiga Fans

Die meisten Amigabesitzer hielten bis zum Ende von Commodore der Marke die Treue. Viele wechselten nur sehr spät auf einen Windows-PC, wo sie in eine unbekannte Welt voller Fehler und Probleme vordrangen. Einige der Features von AmigaOS wurden erst gut 20 Jahre später in Windows eingebaut.

Amiga 1200
Amiga 1200 (Foto: Wikipedia)

Nach dem Aus von Commodore mussten die Amiga-Liebhaber besonders leiden. Immer wieder gab es Pläne, die Marke neu aufleben zu lassen. Heute spielen nur noch aktuelle Betriebssystemversionen eine gewisse Rolle. Doch die alten Amigas und deren Fanszene leben weiter. Es werden neue Spiele entwickelt, Demos programmiert und teilweise damit gearbeitet. Denn im Gegensatz moderner Computer besitzen die Freundinnen eine Seele.

Die Szene ist sehr aktiv. Man findet heute noch zahlreiche Webseiten über Amigas, Emulatoren, Software und teilweise neue Hardware. Wer kein Geld ausgeben möchte, kann sich dennoch per Softwareemulation in der Amiga-Welt verlieren und dessen Großartigkeit dank virtueller Zeitreise genießen.

Links

1: Von Adam bis Zuse
2: Die drei großen Buchstaben
3: Kalifornien und Texas erobern die Welt
4: Gleiche Geschwindigkeit bei doppelter Bit-Zahl
5: Die Billig-CPU
6: Computer für die Massen
7: Der Zukunftsprozessor
8: Die Legende des Außerirdischen
9: Eine Freundin für den Geek
10: Siegeszug der 8086er
11: Der elektronische Apfel
12: Der reduzierte Befehlssatz
13: Made in Germany

Externe Links

Amiga-News
Commodore Amiga
German Amiga Community
Amiga Wiki
WinUAE Amiga-Emulator
Amiga Forever
AMIGAstore

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