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Trickreicher Unternehmer

Nolan Bushnell galt als ausgezeichneter Verkäufer, der einige Tricks auf Lager hatte. Midway Manufacturing (später Midway Games Inc.) und Bally Manufacturing wollten beide Pong haben. Als Bushnell erkannte, dass das Spiel ein riesen Erfolg werden würde, begann er damit, die Firmen auszuspielen. Doch wie kam es dazu?

Nolan Bushnell 2009 (Foto: Wikipedia)
Nolan Bushnell 2009 (Foto: Wikipedia)

Im August 1972 stellten Bushnell und Alcorn den Pong-Prototyp in einer örtlichen Bar, Andy Capp’s Tavern, auf. Sie wählten die Bar aufgrund ihrer guten Zusammenarbeit mit dem Besitzer und Manager der Bar, Bill Gaddis, aus. Atari belieferte Gaddis mit Flipperautomaten. Bushnell und Alcorn platzierten den Prototyp auf einem der Tische in der Nähe der anderen Unterhaltungsgeräte: einer Jukebox, Flipperautomaten und Computer Space. Das Spiel wurde in der ersten Nacht gut aufgenommen und seine Beliebtheit wuchs in den nächsten anderthalb Wochen weiter an. Bushnell begab sich daraufhin auf eine Geschäftsreise nach Chicago, um den Führungskräften von Bally und Midway Manufacturing Pong vorzuführen. Einige Tage später begann der Prototyp technische Probleme aufzuweisen, und Gaddis wandte sich an Alcorn, um ihn zu reparieren. Bei der Inspektion des Geräts stellte Alcorn fest, dass das Problem darin bestand, dass der Münzmechanismus mit Vierteldollarmünzen überfüllt war.

Nachdem er vom Erfolg des Spiels gehört hatte, entschied Bushnell, dass es für Atari profitabler wäre, das Spiel zu produzieren als es zu lizenzieren, aber das Interesse von Bally und Midway war bereits geweckt. Bushnell beschloss, jede der beiden Gruppen darüber zu informieren, dass die andere nicht interessiert war. Er sagte den Bally-Führungskräften, dass die Midway-Führungskräfte das Spiel nicht wollten und umgekehrt – um die Beziehungen für zukünftige Geschäfte zu erhalten. Als die beiden Konzerne Bushnells Kommentar hörten, lehnten sie sein Angebot, wie gewünscht, ab.

Bushnell hatte Schwierigkeiten, finanzielle Unterstützung für Pong zu finden. Die Banken betrachteten es als eine Variante von Flipper, die damals von der breiten Öffentlichkeit mit der Mafia in Verbindung gebracht wurde. Atari erhielt schließlich eine Kreditlinie von Wells Fargo, mit der das Unternehmen seine Einrichtungen erweiterte, um eine Montagelinie einzurichten. Das Management suchte beim örtlichen Arbeitsamt nach Montagearbeitern, konnte aber mit der Nachfrage nicht Schritt halten. Die ersten produzierten Arcade-Kabinette wurden sehr langsam zusammengebaut, etwa zehn Maschinen pro Tag, von denen viele die Qualitätstests nicht bestanden. Atari straffte schließlich den Prozess und begann, das Spiel in größeren Mengen zu produzieren.

1973 gründete Atari heimlich einen Konkurrenten namens Kee Games, der von Nolans Nachbarn Joe Keenan geleitet wurde, um das Beharren der Flipperhändler auf exklusiven Vertriebsverträgen zu umgehen. Sowohl Atari als auch Kee konnten fast das gleiche Spiel an verschiedene Händler vermarkten, wobei jeder einen „exklusiven“ Vertrag erhielt. Joe Keenans Management der Tochtergesellschaft führte dazu, dass er noch im selben Jahr zum Präsidenten von Atari befördert wurde.

Eine andere Anekdote spielte sich 1975 ab. Atari wollte eine Konsole bauen, doch sie bauten nicht eine, sondern drei. MOS, Motorola und Intel wurden jeweils mit einem ihrer Prozessoren beauftragt. Keines der Teams wusste von den anderen. „Jedes Team dachte, es wäre das echte Design-Team, bis sie die Architektur für die Chips fertig hatten. Auch das Motorola-Management dachte, man habe das Atari-Geschäft in der Tasche“, erklärte Peddle (MOS). Nachdem alle drei fertig waren, entschied sich Atari für das MOS-Design, woraufhin Motorola MOS verklagte.

Atari Video Computer System

Ausgehend vom MOS-Design begann 1975 die Atari-Tochter Cyan Engineering in Grass Valley, Kalifornien, mit der Entwicklung einer flexiblen Konsole, die zunächst vier bestehenden Atari-Spiele abspielen konnte. Das Ergebnis war das Atari Video Computer System, kurz VCS (später umbenannt in 2600). Der Einführungspreis von 199 $ (heute wären das rund 1000 $) umfasste eine Konsole, zwei Joysticks, ein Paar Paddles und die Combat-Spielkassette. Bushnell wusste, dass er einen weiteren potenziellen Hit in den Händen hielt, aber die Markteinführung des Geräts würde extrem teuer werden. Auf der Suche nach externen Investoren verkaufte Bushnell Atari 1976 für geschätzte 28-32 Millionen Dollar an Warner Communications.

Atari 2600 (Foto: Wikipedia)
Atari 2600 (Foto: Wikipedia)

Dies brachte nicht nur Geld, sondern auch Schwierigkeiten mit sich. Nolan hatte Meinungsverschiedenheiten mit dem Warner Management über die Ausrichtung des Unternehmens, die Einstellung der Flipperabteilung und vor allem über die Einstellung des VCS. Im Jahr 1978 wurde Kee Games aufgelöst. Im Dezember desselben Jahres wurde Bushnell nach einem Streit mit Manny Gerard (ein Mitglied des Office of the President von Warner) gefeuert. „Wir fingen an, zu streiten wie Hund und Katz. […] Warner behauptete, sie hätten mich gefeuert“, erinnerte sich Bushnell. „Ich sage, ich habe gekündigt. Es war eine gegenseitige Trennung.“

Der Atari VCS wurde im September 1977 auf den Markt gebracht und machte mikroprozessorbasierte Hardware und Spiele auf austauschbaren ROM-Kassetten populär. Atari war mit der Entwicklung von Arcade-Videospielen erfolgreich, aber die Entwicklungskosten und die begrenzte Lebensdauer veranlassten Nolan Bushnell, ein programmierbares Heimsystem zu entwickeln.

Man muss sich in die Zeit hineinversetzen. Der Atari VCS wurde an einen Fernseher angeschlossen. Davor waren diese Geräte nur zum passiven Konsum von wenigen Fernsehprogrammen gedacht. Nun konnte man auf den Röhrenfernsehern etwas interaktives tun, nämlich spielen. Nicht nur auf Kinder wirkte dies wie pure Magie. Atari war Vorreiter und beeinflusste eine ganze Generation von Kindern und Jugendlichen, die irgendwann selbst Spiele entwickeln wollten.

Atari 5200
Atari 5200

Die erste „Killer-Applikation“ des Systems war die Heimkonvertierung des Spielhallenspiels Space Invaders von Taito im Jahr 1980. Das VCS wurde ein großer Erfolg und führte zur Gründung von Activision und anderen Spieleentwicklern und zur Konkurrenz durch die Konsolenhersteller Mattel und Coleco. Am Ende des ersten Lebenszyklus in den Jahren 1983-84 beanspruchten die Spiele für das VCS mehr als das Vierfache des Speicherplatzes der Einführungsspiele, die nur 2 Kilobyte hatten, und wiesen eine wesentlich fortschrittlichere Grafik und Spielweise auf, als für das System vorgesehen war, wie z. B. Pitfall von Activision.

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