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Mikrowelten – Geschichten der Computertechnik – Teil 5: Die Billig-CPU

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MOS 6502
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Neben Intel und Texas Instruments entwickelten in den 1970er Jahren auch andere Firmen Prozessoren und Mikrocontroller. Eine der bekanntesten war Motorola, die u. a. mit der 68000er-Familie (z. B. Amiga) sehr populär waren. Und eine kleine Firma namens MOS Technology leitete Mitte 1975 eine Revolution ein.

Motorola 6800

Motorola wurde 1928 gegründet und 2011 aufgelöst. Dazwischen liegt eine interessante Firmengeschichte mit spannenden Produkten, auf die ich im übernächsten Teil tiefer eingehen möchte. Heute reicht es, den Blick auf den Motorola 6800 zu richten. Einem 8-Bit-Prozessor, der 1974 auf den Markt kam. Zur Einordnung: Der Intel 4004 erschien 1971, der 8008 1972. Der Motorola 6800 erschien im selben Jahr wie der Intel 8080.

Das Motorola-Mikroprozessorprojekt begann 1971 mit einem Team, das sich aus dem Designer Tom Bennett, dem technischen Leiter Jeff LaVell, dem Produktvermarkter Link Young und den Systemdesignern Mike Wiles, Gene Schriber und Doug Powell zusammensetzte. Als das Projekt abgeschlossen war, beschäftigte Bennett 17 Chipdesigner und Layouter, die an fünf Chips arbeiteten. LaVell hatte 15 bis 20 Systemingenieure.

Motorola MC6800
Motorola MC6800 – Foto: Wikipedia

Tom Bennett hatte einen Hintergrund in industriellen Steuerungen und hatte in den 1960er Jahren für Victor Comptometer gearbeitet, wo er den ersten elektronischen Taschenrechner mit MOS-ICs, den Victor 3900, entwickelte. Im Mai 1969 zeigte Ted Hoff Bennett frühe Diagramme des Intel 4004, um herauszufinden, ob er die Anforderungen des Unternehmens an Taschenrechner erfüllen würde. Bennett kam 1971 zu Motorola, um Taschenrechner-ICs zu entwickeln. Schon bald wurde er zum Chefarchitekten des Mikroprozessorprojekts ernannt, aus dem der 6800 hervorging.

Nach dem 6800-Projekt arbeitete Bennett an Anwendungen für die Automobilindustrie, und Motorola wurde zu einem wichtigen Lieferanten von Mikroprozessoren für den Einsatz in Automobilen.

Der Motorola 6800 und der Intel 8080 wurden zur gleichen Zeit entwickelt und waren in ihrer Funktion ähnlich. Der 6800 hatte einen bidirektionalen 8-Bit-Datenbus, einen 16-Bit-Adressbus, der 64 KB Speicher adressieren konnte und war in einem 40-poligen DIP-Gehäuse untergebracht. Der 6800 verfügte über zwei 8-Bit-Akkumulatoren, ein 16-Bit-Indexregister und einen 16-Bit-Stapelzeiger. Der direkte Adressierungsmodus ermöglichte einen schnellen Zugriff auf die ersten 256 Byte des Speichers.

E/A-Geräte wurden wie Speicher adressiert, so dass es keine speziellen E/A-Befehle gab. Wenn der 6800 zurückgesetzt wurde, lud er den Programmzähler von der höchsten Adresse und begann die Ausführung an der dort gespeicherten Speicherstelle. Er verfügte über eine Drei-Zustands-Steuerung, die den Adressbus deaktivieren konnte, um einem anderen Gerät direkten Speicherzugriff zu ermöglichen. So konnte z. B. ein Diskettencontroller Daten in den Speicher laden, ohne dass eine Unterstützung durch die CPU erforderlich war. Es war sogar möglich, zwei 6800-Prozessoren auf denselben Speicher zugreifen zu lassen.

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