• 10Minuten
blank

6501 und 6502

Die 650x-Prozessorfamilie sollte höchstens 25 Dollar kosten. Zur Erinnerung: Der 6800 von Motorola lag damals bei 300 Dollar. Das berühmteste Mitglied der 650x-Serie war der 6502, der 1975 entwickelt wurde und 15 % des Preises eines Intel 8080 kostete. Er wurde in der Folge in vielen kommerziellen Produkten eingesetzt, darunter der Apple II, der Commodore PET und der Commodore VIC-20 (in Deutschland VC-20). Die größte Konkurrenz für den Prozessor war der Zilog Z80, welcher 1976 erschien.

MOS 6501 Ad August 1975
Einführungsanzeige, in der der Mikroprozessor MOS 6501 auf der Western Electronic Show and Convention (WESCON) in San Francisco vom 16. bis 19. September 1975 zum Verkauf angeboten wird. – Foto: Wikipedia

Der 6502 zählte zu den wichtigsten 8-Bit-Prozessoren der Computergeschichte. Peddle und Bill Mensch gelten als Pioniere der Personalcomputer, da sowohl die 6502-Technologie als auch das Geschäftsmodell maßgeblich dazu beitrugen, die Revolution der Personalcomputer einzuleiten. Doch wie kam es dazu?

6501 und 6502 wurden gleichzeitig entwickelt, wobei man heute den 6501 als „Marketing Schachzug“ bezeichnet. Aufgrund der Abgänge von Motorola war absehbar, dass es schnell zu Patentstreitigkeiten kommen würde. Somit entwickelte MOS Technology zwei Prozessoren, um einen vor Gericht „opfern“ zu können. Dabei ist selbst die Namensgebung heute noch umstritten. Die einen meinen, es sei clever gewesen, die Zahl am Motorola-Vorbild zu orientieren, andere hingegen vertreten die Auffassung, dass dies einen Rechtsstreit unnötig provoziert hätte.

Trinity77
Die drei Computer, die das Byte Magazine als die „Dreifaltigkeit von 1977″ der Heimcomputer bezeichnete: Der Commodore PET 2001, der Apple II und der TRS-80 Model I. – Foto: Wikipedia

Der 6501 wurde in denselben Sockel wie der Motorola 6800 eingesteckt, während der 6502 die Pinbelegung neu anordnete, um einen On-Chip-Taktoszillator zu unterstützen. Beide arbeiten mit anderen Chips zusammen, die für den 6800 entwickelt wurden. Sie konnten keine 6800-Software ausführen, da sie einen anderen Befehlssatz, andere Register und meist andere Adressierungsmodi hatten.

Die Einführung der Mikroprozessoren von MOS Technology unterschied sich von der traditionellen, monatelangen Produkteinführung. Die erste Serie eines neuen integrierten Schaltkreises wird normalerweise für interne Tests verwendet und an ausgewählte Kunden als „Entwicklungsmuster“ weitergegeben. Diese Chips weisen oft kleine Designfehler auf, die vor Beginn der Produktion korrigiert werden. Chuck Peddles Ziel war es, die erste Serie von 6501- und 6502-Chips an die Besucher der Wescon-Messe in San Francisco zu verkaufen, die am 16. September 1975 begann. Peddle war ein sehr guter Pressesprecher und in der Fachpresse wurde ausführlich über die Mikroprozessoren von MOS Technology berichtet.

Als MOS Technology auf der Wescon ankam, mussten sie feststellen, dass es den Ausstellern nicht gestattet war, auf der Messe etwas zu verkaufen. Sie mieteten die MacArthur Suite im St. Francis Hotel und leiteten Kunden dorthin, um die Prozessoren zu kaufen. In der Suite wurden diese in großen Gläsern aufbewahrt, um den Eindruck zu erwecken, die Chips seien in Produktion und sofort verfügbar. Die Kunden wussten nicht, dass die untere Hälfte jedes Glases nicht funktionsfähige Chips enthielt.

Bei Fertigungskosten von unter 12 Dollar kosteten die Chips 20 (6501) bzw. 25 Dollar (6502), das Dokumentationspaket zusätzlich 10 Dollar. Die Benutzer wurden aufgefordert, Fotokopien der Dokumente anzufertigen, eine kostengünstige Möglichkeit für MOS Technology, Produktinformationen zu verbreiten. Peddle wollte, dass jeder interessierte Ingenieur und Bastler Zugang zu den Chips und der Dokumentation hatte. Andere Halbleiterunternehmen wollten nur mit „seriösen“ Kunden zu tun haben.

Autor

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

0 Comments
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen