• 14Minuten
blank

Charakterbau

Das Beispiel von Every Name ist zugleich die Brücke zu der nächsten Thematik: dem Erschaffen seines Charakters. Manche Pen & Paper können mehrere Jahre gehen, je nach Regelwerk und die Lust der Leute.

Das weiß man vorher natürlich nicht immer. Wenn man erst einmal ein erfahrener Spieler geworden ist, dann ist die Kommunikation zwischen dem Spielleiter eine Andere. Aber in erster Linie baut man immer einen Charakter, auf den man Lust hat und mit dem man es eine längere Zeit aushalten könnte.

Wie man sich vielleicht denkt, habe ich mich bei der Charakterwahl gut ausgetobt und hatte neben Every noch einen Chaoten in einem anderen Pen & Paper gespielt. Dieser war eher scheu und schüchtern, war mitten im Stimmbruch und lief einfach weg. Ihn zu spielen war für mich schließlich sehr anstrengend, weil sein Verhalten gewisse Dinge nun einmal nicht zugelassen haben und allein ihn zu sprechen, ging mir irgendwann auf den Keks.

blank

Es ist gut, wenn man sich ausprobiert und seinen Charakteren mit Macken und Hintergrundgeschichten Leben einhaucht, das ist vom Spielleiter immer gerne gesehen und gibt dem Ganzen eine gewisse Würze.

Das Spiel lädt förmlich dazu ein, sich auszutoben, aber es kann wie in meinem Falle auch vorkommen, dass man seine Schöpfung irgendwann nicht mehr spielen mag. In diesem Falle verändert man entweder seinen Charakter etwas – was ja im Laufe einer Reise durchaus passieren kann – oder man lässt ihn ins Gras beißen und erschafft einen neuen.

Tode sind im Pen & Paper übrigens nichts Ungewöhnliches und man muss jederzeit damit rechnen, dass der Charakter stirbt. Manch ein Spieler kann dieses Naturgesetz aber nicht leiden und so werden auch mal gerne Badass Persönlichkeiten gebaut. Natürlich in allen Kampfkünsten des Universums mächtig, schon Millionen von Schlachten geschlagen und mit einer Weitsicht und Intelligenz gesegnet, die ihres Gleichen sucht.

So etwas ist verlockend, denn wer will nicht einen unbesiegbaren Gott spielen, dem alles gelingt. Allerdings ist es für das Pen & Paper Konzept kontraproduktiv und es wird keinen Spielleiter geben, der solche Charakter zulassen würde.

Natürlich: Du kannst dir die krasseste Geschichte und den mächtigsten Charakter bauen, aber die tatsächlichen Spielwerte werden vom Spielleiter bestimmt und er wird einen Teufel tun und dir solche Werte geben, dass du ALLES machen kannst, was du willst. Es geht bei diesem Spiel nicht um das Gewinnen, sondern um den Spaß und die Reise an sich.

Einen Charakter zu bauen, der etwas erlebt hat, der Gedanken und Wünsche, Ängste und Prinzipien hat und Entscheidungen treffen muss die vielleicht sogar gegen diese Eigenschaften sprechen und sich dann darin hineinzuversetzen, wie dieser Charakter sich jetzt fühlt, bis zu der Entwicklung die durch die Reise selber geschieht und man am Ende doch persönliche Erfolge wie das bewältigen von Ängsten verzeichnen kann, das ist eine der größten Stärken dieses Spiels und ein tolles Erlebnis.

Jemand, der von Anfang an alles kann, wird nicht das Gefühl von Wachstum erleben. Entwicklung, ob nun vom Level oder dem Charakteristischen, ist doch genau der Grund, warum man ein Rollenspiel überhaupt spielt.

Autor

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

0 Comments
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen