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Teamarbeit

Über die Zeit ist unsere Gruppe immer erfahrener geworden und das Problem des „keine Ahnung was als Nächstes“ gab es nicht mehr. Im Gegenteil: Jeder wusste, was er wollte und natürlich sollte dieses dann auch geschehen.

So war eine Gruppe von 6 Spielern – eine relativ hohe Anzahl – an 4 verschiedenen Orten. Der Eine wollte Tränke kaufen, der Andere war am Klauen, die Nächsten wollten zum König und irgendeiner ist in den Wald gegangen, weil er kein Bock auf die Stadt hatte.

Die etwas vernünftigeren Spieler sind den jeweiligen Leuten gefolgt und versuchten sie zu unterstützen oder sie vor dem sicheren Tod zu bewahren. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an den Spielleiter, der diese Odyssee mitgemacht hat. Es ist nämlich sehr viel Arbeit, eine Welt zu überblicken, an denen mehrere Geschehnisse gleichzeitig sind und darauf zu achten, dass keiner zu kurz kommt. Wir hatten alle irgendwie Pläne und hielten es für eine gute Idee, diese kurz zu erledigen.

Einmal angemerkt: Beim Pen & Paper ist ein „kurz erledigen“ nicht immer das, was man sich vorstellt. Wenn man kurz jemanden beklauen will, also auch als Spieler gar nicht viel Zeit damit verbringen möchte, kann es trotzdem ein Zeitfresser sein. Da geht mal eben eine Stunde Echtzeit ins Land, weil man erwischt, gejagt, angesprochen usw. wurde, bis man die Gruppe wieder gefunden hat.

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Wir hatten einen sehr geduldigen Spielleiter, der uns unsere Aktionen hat machen lassen, selbst wenn er überhaupt kein Nerv darauf hatte. Wie beim Begründen der Fehlwürfe, muss auch er die Leute spielen, mit denen man redet. Er muss Umgebungsfragen beantworten, würfeln und schauen, was die weiteren Aktionen der Spieler mit sich bringen und diese vorbereiten.

Pen & Paper ist ein Teamspiel und es gibt Spieler, die lieber gerne ihr eigenes Ding machen, aus diversen Gründen wie: Sie sind Klugscheißer und der Meinung, dass sie richtig liegen. Sie spielen Chaos-Charaktere die ebenfalls das tun, was in ihrem Kopf korrekt ist, beziehungsweise im ganz schlimmen Fall sind sie sauer gegenüber dem Spielleiter oder einem Spieler und tun bewusst Aktionen, um diesen zu triggern.

Das alles in einer größeren Form ist Gift für das Spielerlebnis und die Harmonie in der Runde. Wenn man anfängt, richtig zu spielen, darf nicht vergessen werden, dass man nicht alleine ist. Auch ich musste das lernen, denn ich habe bei unserem ersten Spiel Dungeons & Dragons, welches insgesamt 3 Jahre ging, einen Chaos-Charakter namens Every Name gespielt. Er war ein alter, elfischer Magier, der die letzten 200 Jahre seines Lebens noch einmal richtig auskosten und dick Party machen wollte. Beiliegend war sein enormer Hang zur Perversion. Er drückte jedem eine vergilbte Autogrammkarte in die Hand, auf die er – nackt, nur bedeckt von seinem langen Bart war – mit der Überzeugung, eine lebende Legende zu sein und dabei noch unheimlich gut auszusehen.

Dieser Charakter war sehr amüsant. Er ignorierte sämtliche gesellschaftliche Konventionen. Allerdings war er mit seiner Art überaus anstrengend, versaute Gespräche und Vorhaben und scherte sich in keiner Weise um die Konsequenzen, wenn er direkt danach blind in die nächste Taverne rannte, um besoffen die Kellnerin anzugraben. Ich als Spieler hatte natürlich die Macht über diesen Charakter, aber ich liebe das Rollenspiel und habe dementsprechend so gespielt, wie es dieser Charakter tun würde. Solche Persönlichkeiten sind für das Geschehen nicht schlecht, es geht eher um die Masse und der Balance, wann diese Art des Spielens auflockernd und wann es behindernd ist.

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