• 14Minuten
blank

Die Anfänge

Ich habe als einfacher Spieler begonnen, genauso wie die Gruppe, mit der ich gespielt habe. Wir waren bereits vorher ein Freundeskreis und kannten uns somit schon ganz gut. Die Lust für ein Pen & Paper war dar, aber die Mittel fehlten uns bzw. die Grundlage: ein Spielleiter.

Glücklicherweise habe ich einen über meine Arbeit kennengelernt, der ebenfalls offen für eine neue und unerfahrene Gruppe war, und so bildete sich das erste Abenteuer.

Das Interessante an einer Gruppe, die das erste Mal Pen & Paper spielt, ist, dass sie mit den schieren Möglichkeiten komplett überfordert sind. Eine Open World in der du quasi alles machen kannst: was macht man da? Ich glaube die ersten 2 Stunden bestanden aus Fragen wie „Ja wie sieht denn der Platz aus?“ „Gibt es jemanden, den ich anreden kann?“
Was im Prinzip ja keine falschen Fragen sind, der Spielleiter aber auch nicht mehr machen kann, als den Platz zu beschreiben und darauf hinzuweisen, dass man JEDEN ansprechen kann.

Würfel
Würfel

Auf dusselige Fragen kamen dusselige Aktionen wie: „Kann ich eine Tabakpfeife rauchen und dabei mysteriös aussehen?“ Worauf der Spielleiter darauf hinweist, dass man überhaupt keine Pfeife hätte und der Spieler sich dann hinstellt und ohne eine Pfeife in der Hand anfängt zu rauchen.

Während ein anderer Spieler zufällig Leute anspricht – (ohne zu fragen, wie sie Aussehen oder wirken – und nach irgendwelchen epischen Aufgaben fragt und der Rest herumsteht und sich den ganz und gar nicht interessanten Platz weiter anschaut. In der Hoffnung, dass schon irgendwann, irgendetwas passiert.

Der Spielleiter musste dann etwas geschehen lassen, was die Story bzw. die Bande irgendwie vorantrieb, weil er merkte das wir es selber nicht gebacken kriegen. Man stelle sich also eine Gruppe verschiedenster Rassen mit Axt und Zauberstab bewaffnet vor, in eine kleine Stadt kommend, die weder wissen warum sie überhaupt miteinander rumlaufen – (hat ja jeder seine eigene Backgroundstory und die Anderen nur aus „Zufall“ getroffen – noch irgendeine Peilung davon haben, was sie mit ihrem Leben anstellen sollen. Sie stehen herum und machen für diese Welt sehr seltsame Aktionen.

Ein strenger Spielleiter hätte die Leute in der Stadt negativ auf dieses verhalten reagieren lassen, ist ja auch irgendwie seltsam oder? Natürlich hatten wir Welpenschutz und da es nur ein One Shot (einmaliges Pen & Paper was innerhalb eines Tages beendet ist) war, gab es keinerlei Konsequenzen. Der Pfeifentyp (der Schreiber dieser Zeilen) wurde alkoholabhängig, weil er bei einem Schluck Bier eine 1 mit einem 100er Würfel geworfen hat und die bedrohliche und mit Schätzen vollgepackte Höhle wurde mit unserer Hilfe von einer schrecklichen Kreatur befreit. Happy End.

Das ganze „keine Ahnung haben“ ist völlig normal: Man muss ja erst einmal wissen, wo man sich befindet und was alles geht. Wie ein Kleinkind testet man die Grenzen dieser Welt aus – was man es selbst als erfahrener Spieler hin und wieder gerne tut – und wird mit ihr konfrontiert. Oder nicht. Was einem schnell klar wird, ist: Es gibt 2 Seiten von Gesetzen in diesem Spiel. Das eine ist die Welt und wie sie manchmal erschreckend nüchtern reagiert, dass andere sind die Würfel, die jegliche Regeln außer Kraft setzen können.

Autor

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

0 Comments
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen