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Effiziente Aufzeichnung

Schon vor Urzeiten wurde versucht, die Bedeutung der Information mit ihrer Langlebigkeit zu verbinden, auch wenn dies kein Naturgesetz ist. Selbst heute lassen sich sog. vernunftbegabte Wesen eine Rechnung eines Fastfood-Restaurants tätowieren, was das o. g. Verhältnis ad absurdum führt. Dem Neandertaler hingegen ist größere Geisteskraft zuzutrauen und so kann angenommen werden, dass seine Höhlenmalereien mehr als nur Kunst sind. Sie enthält Informationen zu Beute, Jagd und den Möglichkeiten zu überleben. Sie hatten über Generationen Bestand, selbst wenn der Dorfälteste verunglückte.

Hieroglyphen
Foto: [3]

Die Entwicklung der Schrift

Zeichnungen sind effektiv, aber oft nicht effizient. Je mehr Details benötigt werden, umso schwieriger wird es, die Daten aus dem Gehirn in eine grafische Darstellung zu transformieren. Außerdem bleibt es denjenigen vorbehalten, die über das nötige Talent und ggf. Werkzeuge verfügen. Aus einfachen Skizzen wurden komplexe Wandgemälde, daraus wiederum vereinfachte Symbole, bis man auch hier die Grenzen erreichte. Vor circa 5500 Jahren entwickelten Menschen in Mesopotamien schließlich die Keilschrift. Eine Revolution der Datenerfassung. Sie leitete sich von Piktogrammen ab, welche, wie etwa die ägyptischen Hieroglyphen, hübscher aussehen, aber nicht sehr effizient sind. Die Effektivität der Bildzeichen hingegen ist unbestritten. So kann man selbst ohne Sprachkenntnisse den Inhalt zumindest interpretieren. Bei der Keilschrift wird das deutlich schwieriger, sie lässt sich jedoch von Eingeweihten besser ausführen.

Keilschrift
Foto: [4]

Interessant ist die Beobachtung, dass sich die Mathematik ähnlich entwickelte. Die ältesten Nachweise für Zählverfahren reichen 50.000 Jahre zurück. Die Pyramiden von vor 4500 Jahren sind ein Indiz dafür, dass sich mit der Entwicklung der Schrifttypen auch die Rechenkunde deutlich weiterentwickelte. Wie viel die Menschen im Altertum tatsächlich über Mathematik wussten, ist nur unzureichend bekannt. Dies liegt u. a. in der falschen Wahl des Datenträgers begründet. Papyrus und Pergament sind unter gewissen Umständen in etwa so zuverlässig wie eine 5,25“-Diskette.

Erste Datenverarbeitung

Die Gründe, Daten mal mehr und mal weniger automatisch zu verarbeiten sind vielfältig. Bei mathematischen Operationen kann die Komplexität der Berechnungen ein Problem werden, beziehungsweise das fehlerhafte menschliche Gehirn. Oft ist es lediglich eine Hilfe für geringer ausgebildete Menschen, die komplexere Daten bewältigen sollen. Es kann Mittel zum Zweck oder schlicht die einzige Methode sein, einen Vorgang automatisiert ständig zu wiederholen. Aufgrund der Fülle an möglichen Beispielen seien nur ein paar genannt.

Doch zunächst stellt sich folgende Frage: Was bedeutet eigentlich Datenverarbeitung? Der Begriff ist stark von unserer modernen Computerwelt geprägt, weshalb es interessanter wird, wenn man es umformuliert. Was ist die Verarbeitung von Daten? Daten sind der Plural von Datum, was lateinisch „Gegebenes“ heißt. Daten sind somit eine Ansammlung von Fakten, von nachweisbaren Sachverhalten. Dass die Deutung verschiedene Gesichtspunkte hat, werde ich in einem späteren Teil der Serie vertiefen. Per o. g. Definition betrifft die Verwertung von Daten aber bereits einen Kalender. Witzbolde mögen anmerken, dass Waffen eine Form von Datenverarbeitung seinen, schließlich würden sie Fakten schaffen.

Kalender und ihre Bedeutung

Vorerst soll unser Fokus auf Hilfsmitteln liegen, welche es erleichtern, Daten zu verarbeiten oder ab einer gewissen Komplexität dies erst ermöglichen. Ein Kalender stellt primär eine Erleichterung dar. Die ältesten uns bekannten Kalender entstanden vor circa 5000 Jahren. Ursprünglich handelte es sich um Gruben, man fand sie 2004 in Schottland, wurden aber bis heute immer weiter perfektioniert. Der Sinn dieser Datenverarbeitung bestand weniger darin, herauszufinden, wann endlich der nächste gesetzliche Feiertag ist, sondern vorauszusagen, zu welchem Zeitpunkt Sommer- und Wintersonnenwende sind, um bspw. Zeiten zum sähen und ernten zu erfahren. Man kann davon ausgehen, dass kalendarische Daten noch viel früher wichtig waren, etwa das Zählen von Mondphasen, um vorherzusagen, wann jagdbare Tierarten, die umherziehen, an bestimmten Stellen auftauchen.

Steinkreis
Foto: [5]

Ein gutes Beispiel für ein Instrument zur Datenverarbeitung ist der Abakus. Es ermöglicht auf einfache Weise die Durchführung der Grundrechenarten, fortgeschrittenere Anwender können gar Quadrat- und Kubikwurzeln ziehen. Heute können viele über solche Hilfsmittel nur lachen, aber immerhin waren die Menschen der Antike in der Lage, Weltwunder wie die Pyramiden von Gizeh zu erbauen.

Der erste analoge Computer?

Der Mechanismus von Antikythera ist ein weiteres Beispiel antiker Datenverarbeitung, wobei es noch nicht vollständig enträtselt wurde. Von manchen Autoren wird es als ein analoger Rechner betrachtet, der als astronomische Uhr Verwendung fand.

Es ist interessant, dass das Binärsystem, auf dem alle bekannten Computer aufbauen, aus einer ähnlichen Zeit stammt, nämlich aus Indien im 3. Jahrhundert v. Chr. Das System kannte allerdings keine Null, obwohl damit längst in Indien gerechnet wurde. Ob bewusst oder unbewusst, so bekam das Zweiersystem, auch mit Null, bereits vor der Computertechnologie, sogar vor den Relais (s. u.) technische Verwendung. Etwa bei einer Drehorgel. Egal ob Lochkarte oder Zylinder, das Prinzip der Datenverarbeitung entspricht einem Datenträger, der seine Informationen binär speichert.

Mechanik einer Drehorgel
Mechanik einer Drehorgel – Foto: [6]

Selbst die Computertechnik in ihren Ursprüngen hatte viele Väter und Großväter. Da wäre einerseits die Evolution der Maschinen, angefangen von einfachen Seilzügen und Hebelsystemen über Dampfmaschinen und letztlich Elektrizität. Die Entwicklung der Mathematik, Physik, Chemie, Elektrochemie und weitere wissenschaftliche Gebiete. Visionären, deren Ideen und Leistungen wir unsere moderne Welt zu verdanken haben. Deshalb möchte ich den ersten Teil mit einem der Väter der Computerindustrie abschließen.

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