• 12Minuten
blank

Schwarzer Humor

Dank des Humors und der Inszenierung nimmt man die Tode dem Spiel nicht so übel wie anderen Adventures. In Police Quest 3 bspw. wird man nach dem Spieltod oberlehrerhaft aufgeklärt. Außerdem verliert man hier bereits, wenn der Spieler etwas zu langsam ist, weil man sich umschauen will. In Larry hingegen steht der Humor an erster Stelle, auch abseits der zahlreichen Tode.

Im Shop, beim Kauf des Kondoms, wird man als widerlicher Perverser von anderen Kunden des Ladens angeschrien. Am Münztelefon davor kann man eine Nummer wählen und man nimmt an einer Umfrage teil. Hier muss man mehrere persönliche Fragen beantworten, um einen Preis zu erhalten, den es nicht gibt. Später klingelt das Telefon und man bekommt einen Fake-Anruf, der die vorher genannten Antworten beinhaltet. Hier schlägt vor allem die „Abteilung totgelacht“ zu.

Witzig sind außerdem die zahlreichen Kommentare der Hauptfigur, die Reaktionen auf ihn und die kleinen Details, etwa die Sprüche an der Wand der Toilette. Oder dass man immer wieder Mundspray benutzen muss, weil sich sonst alle über den Mundgeruch beschweren.

Frustmomente

Das Abenteuer hat durchaus Schwächen. Die Tode mögen lustig sein, jedoch wenn man zu speichern vergaß, war dies äußerst deprimierend. Das Spielen im Casino macht zunächst Spaß, aber entweder man verliert sein ganzes Geld, sitzt ewig dran oder löst die Aufgabe durch ständiges sichern und neu laden. Die Tasten F5 und F7 drückt man irgendwann im Schlaf. Alleine die Fragen am Anfang können einem den letzten Nerv kosten, wenn man sprachlich nicht auf der Höhe oder schlicht nicht mit der US-Kultur vertraut ist. Die o. g. Tastenkombination steht nicht im Handbuch.

Die Spieler haben sieben Stunden in Echtzeit (acht in der VGA-Version) Zeit, um das Spiel zu beenden. An diesem Punkt begeht der verzweifelte Larry Selbstmord, was zu einem „Game Over” führt.

Taxi?

Die Taxifahrten und teils längeren Wege können gewaltig nerven. Sofern man etwas vergaß, kann man sich über sich selbst ärgern, aber manchmal sind die umständlichen Wege Bestandteil des Rätsels. Nach der Hochzeit geht man in das Casino-Hotel und fährt mit dem Fahrstuhl in den vierten Stock. Dies einmal anzuschauen ist nett, aber mit der Zeit nervtötend. Im Raum wartet die Ehefrau, die ist zickig und will erst Wein, um in Stimmung zu kommen. Im Radio läuft Werbung für einen Lieferservice. Auf dem Zimmer gibt es kein Telefon. Im Erdgeschoss befindet sich eins, ist aber defekt. Also ab ins Taxi. Zum Laden gefahren, am Münztelefon den Alkohol bestellt. Mit dem Taxi zurück ins Casino. Erneut in den vierten Stock. Das Weib mit Wein abgefüllt und endlich geht es zur Sache.

blank

Doch die Blondine legt uns rein. Larry hat ihr keine Kohle für die Lieferung gegeben und wird deshalb nackt ans Bett gefesselt. Die Frau verschwindet mit dem ganzen Geld. Wenn wir vergessen haben, von einem Obdachlosen ein Messer zu nehmen, sterben wir in der Rammelkiste und können neu beginnen.

Hass!

Das sind die Momente, in denen ein Spieler Larry und Sierra hassen lernt, weil man je nach Speicherpunkt sehr viel neu machen muss.

Hinzu kommen sich wiederholende Aufgaben. Wenn man die Sprüche an der Wand mehrfach lesen muss, um das Passwort zu erfahren, mag es lustig und sinnvoll sein. Den Fernseher sieben Mal umzuschalten, bis der passende Kanal für den Zuhälter kommt, nervt hingegen gewaltig. Solche Situationen kommen immer wieder vor.

Die Legende Larry

Wie so oft in der Unterhaltungsindustrie wurde auch hier eine erfolgreiche Marke ausgeschlachtet. Sierra war für seine Serien berüchtigt und jede Kuh wurde gemolken, bis sie tot umfiel. Larry war keine Ausnahme. Dennoch bewirkten einige Ereignisse, dass es legendär wurde.

Bereits die ersten Teile sorgten in den USA für einen Skandal, da sich einige Händler dem perversen Spiel verweigerten. Ein Sierra-Mitarbeiter kündigte und ein potentieller Mitarbeiter weigerte sich, an Larry zu arbeiten. Dabei waren die Szenen komplett harmlos und das Game stellenweise sogar aufklärerisch. Man soll ein Kondom benutzen, nicht einfach die Straße überqueren, dem Taxifahrer kein Alkohol geben und mehr. Die eindeutigen Szenen wurden zensiert dargestellt. Das höchste der Pixelgefühle waren Frauen mit einem großzügigen Ausschnitt und zweideutige Sprüche. Doch es sorgte dafür, dass viele mehr erwarteten, als tatsächlich drin war. Larry war das Porno-Spiel, ohne wirklich Pornographie zu enthalten. Da gab es, insbesondere Anfang der 1990er, ganz andere Titel.

Der vierte Teil

Befeuert wurde dies durch Larry 4, welches nie erschien. Unter Spielern gab es die Geschichte, der vierte Teil sei so pervers, dass ihn Sierra nicht veröffentlichen wollte. Ein weiteres Gerücht besagte, dass Sierra die Zahl übersprungen habe, weil die anderen Serien in der Zählung alle fortgeschrittener seien und ein Larry 4 altbacken wirken würde. Tatsächlich beruhte die ausgelassene Version auf Al Lowe selbst. Er wollte die Reihe nach dem dritten Spiel abschließen und behauptete in Interviews, es würde keinen vierten Teil geben. Als man sich dennoch für eine Fortsetzung entschied, wurde daraus Teil 5. Lowe nannte den vierten Teil später scherzhaft „Leisure Suit Larry – The Missing Floppies“.

Larry 1 verbreitete sich schnell als Raubkopie. Eine virenverseuchte Version legte unzählige Computer lahm, darunter in der Londoner Bankenwelt. Das gab dem Spiel, obwohl es nichts dafür konnte, einen schlechten Ruf. Es entstand der Mythos, das Spiel würde die Festplatte zerstören, wenn man die volle Punktzahl erreichte. Am Ende von Larry 7 machte Sierra selbst einen Format C: – Witz darüber.

Dazu passt, dass es eines der ersten Spiele mit einem Boss-Key war. Durch drücken der Tasten Strg+B kam ein Bildschirmfoto mit Statistiken. Diese zeigten aber nur Verkaufszahlen von Kondomen. Leider gab es danach kein Zurück mehr ins Spiel. Es hing fest und man musste einen alten Spielstand bemühen.

Apotheker im Wilden Wesen

In Freddy Pharkas: Frontier Pharmacist (1993), einem weiteren Adventure von Al Lowe (68 Punkte in der PC Player) gab es einen Auftritt von Larry, in dem er Teil 6 ankündigte. Trotz mittelmäßigen Bewertungen der Fachpresse verkaufte sich der Apotheker im Wilden Westen im sechsstelligen Bereich, was für die damalige Zeit ein gutes Ergebnis war.

Ohnehin war die Fachpresse bezüglich der Qualität der Spiele geteilter Meinung. Das groß angekündigte Leisure Suit Larry 6 bekam in der PC Player nur noch 64 Wertungspunkte, Teil 7 erhielt immerhin 4/5 Sternen (die PCP hatte zwischenzeitlich eine Sterne-Bewertung).

Der erste Teil wusste beim Fachpublikum zumindest teilweise zu überzeugen und erhielt 80er Wertungen, wobei auch Ausreißer in den 50er und 60er Bereich dabei waren. Den Großteil der Spieler störte das nicht. Sie liebten Larry, das Setting und den Humor.

Autor

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

1 Kommentar
Älteste
Neueste Meistgewählt
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Big Frank
Gast
7. Oktober 2021 0:54

Oh Mann ich habe Larry damals geliebt und JA ich habe die Urversion gespielt, ohen Englischkenntnisse in Englisch… LoL das war ne harte Hausnummer 😉