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Stand der Technik

Was Sierra im Handbuch als „3-D Animated Adventure Game“ beschreibt, ist aus heutiger Sicht ein simples 2D-Spiel in EGA-Grafik (Enhanced Graphics Adapter, 16 Farben, im erweiterten Modus 64). Tatsächlich holten die Macher, Sierra typisch, sehr viel aus den limitierten Grafikmöglichkeiten heraus. Fast alle Schauplätze haben eine Tiefe. Per Tastatur konnte man frei herumlaufen und seine Befehle eingeben. Ja, man musste tippen, Phrasen, wie man sie vorwiegend aus LucasFilm Games Spielen kannte, gab es nicht. Zur zeitlichen Einordnung: Maniac Mansion erschien im Oktober 1987 und ließ sich komplett per Maus oder Joystick steuern. Außerdem war die Grafik detaillierter und hübscher, ihr fehlte aber die räumliche Tiefe der Sierra-Games.

Neben dem einzigartigen Humor besteht die Faszination von Larry vorwiegend aus der für damalige Zeit detaillierten Spielwelt, in der es darum geht, herauszufinden, was man alles tun kann. Dabei gibt es nur wenige Schauplätze. Larry startet in einer Bar und kann von hier aus per Taxi in eine Disco, in ein Casino, einem Laden oder einer Hochzeitskapelle. Überall erwartete einen ein Feuerwerk an Gags, sofern man die richtigen Befehle eintippte.

Mechanik und Rätsel

Mit King’s Quest 1 definierte Sierra 1984 den Genrestandard. Während im Kino Terminator lief und Zuschauern eine Zukunft gezeigt wurde, in der Maschinen die Menschheit ausrotten, zeigte das damals kleine Studio, wie moderne Abenteuer auszusehen hatten. Statt reine Textadventures, mit vereinzelten Grafiken, konnte man die Hauptfigur frei in der Welt bewegen. Die Interaktion bestand weiterhin aus Text, was zwei Vorteile bot: Zum einen brauchte man keine Maus, die nicht jeder Computerbesitzer besaß. Zudem blieb durch die Eingabe per Tastatur der Schwierigkeitsgrad relativ hoch, da man bewusst die richtigen Befehle eingeben musste, statt per Mausklicks wild herumzuprobieren. Dies bot dem Spieler nebenbei die Möglichkeit, zahlreiche Dinge zu testen, um die eine oder andere Überraschung zu erleben.

Der Parser

Die Befehle waren teils einfach, manche komplex. OPEN DOOR, TALK GIRL, COUNT THE MONEY waren leicht zu erraten bzw. bereits im Handbuch vorgegeben. Wenn man auf die Frage, wohin die Flasche Wein geliefert werden soll, HONEYMOON SUITE AT THE CASINO HOTEL eingeben sollte, war das schon etwas schwieriger. Immerhin konnten Besitzer einer Maus Larry per Klick auf das Ziel bewegen.

Ebenfalls typisch für Sierra-Adventure dieser Zeit war das Punktesystem. In Larry 1 konnte man durch das lösen von Rätseln bis zu 222 erhalten. Da es stellenweise verschiedene Lösungswege gab und das Spiel Rätsel beinhaltete, die für das Erreichen des Endes nicht nötig waren, motivierte es enorm, möglichst viel auszuprobieren.

Larry 1 war weit weg davon, ein reines „suche und benutze Objekte“ Spiel zu sein. Schon beim Start merkt man, dass es ein recht untypisches Game ist. Um anfangen zu können, muss man sein Alter bestätigen, indem man Fragen für Erwachsene beantwortet. Die süffisanten Fragen mit teils lustigen Antworten konnten mit der Kombination Alt+X (in der VGA-Version von 1991 und der von 2013 Alt+Strg+X) übersprungen werden.

Um Geld zu verdienen, musste Larry ins Casino. Dort tobte er sich entweder am einarmigen Bandit oder am Black Jack Tisch aus. Das brachte enorme Abwechslung, obwohl es mit der Zeit – vor allem in der EGA-Version – nerven konnte, da hier das zu erreichende Limit bei 250$ lag.

Die meisten Rätsel waren logisch und in sich schlüssig. Die große Herausforderung bestand vor allem darin, die Objekte zu finden. So musste zunächst mit Betrunkenen und/oder Obdachlosen gesprochen werden. Dann gab man denen ein alkoholisches Getränk, oder kaufte direkt etwas von ihnen, um anschließend irgendetwas zu erhalten.

Des Rätsels Lösung

Seine Jungfräulichkeit verliert Larry bei einer Prostituierten. Diese verbirgt sich hinter einer Tür in der Bar. Zunächst der Schwerenöter das Passwort, welches er auf der Toilette an der Wand findet. Anschließend muss er den Zuhälter mit dem Fernsehprogramm ablenken, kann ihn jedoch auch einfach bezahlen, was allerdings keine Punkte bringt. Um loslegen zu können, braucht Larry noch ein Kondom. Mit dem Taxi geht es in den Shop. Dort kann man Wein und ein Erotikmagazin kaufen. Um an das Präservativ zu kommen, muss man erst ein Hinweisschild lesen und mit dem Kassierer reden. Dadurch entsteht ein witziger Dialog und man verlässt den Laden ein paar Dollar ärmer, aber mit dem benötigten Präser.

Larry und die Frauen

Frau Nummer zwei ist schwieriger zu knacken. Larry trifft sie in der Disco. Die atemberaubend schöne Blondine ist anspruchsvoll, zickig und hält zunächst nichts vom kleinen Versager. Sie muss erst mit drei Geschenken beeindruckt werden. Die Rose findet Larry am Anfang in der Bar, im Vorraum zur Toilette. Die Süßigkeiten klaut er im Schlafzimmer der Nutte. Den Ring erlangt er im Waschbecken der Sanitäranlage. Gibt er die Objekte nacheinander der Dame, kommt es zur besten Szene des Spiels: der Tanz in der Disco. Larry hat tatsächlich ein Talent! Die Blondine ist fasziniert und will mit ihm Sex, allerdings nicht, ohne vorher zu heiraten.

Du bist des Todes!

Al Lowes Motto „Save early, save often“ passte perfekt zu den restlichen Sierra-Abenteuern. In Larry 1 gab es zahllose Möglichkeiten, sein Leben zu lassen. Ein unbedachter Schritt auf die Straße – schon wurde man vom Auto überfahren. Ein Gang in die falsche Gasse und man wurde ausgeraubt. Auf dem Balkon nicht am Seil festgebunden: Absturz.

Teilweise war das höchst ärgerlich und frustrierend, aber Larry 1 verstand es, daraus einen großen Spaß zu machen. Die Sterbeszenen waren teils aufwändig umgesetzt. Spieler testeten die Möglichkeiten. Und stets wurde alles sehr sarkastisch kommentiert. Manche Arten zu sterben waren zudem originell, wenn auch unlogisch. So kann der Lustmolch auf dem Klo ein großes Geschäft machen. Nur spülen darf er nicht. Die Toilette ist verstopft, die Spülung hört nicht mehr auf zu laufen. Der komplette Raum wird geflutet und Larry ertrinkt.

Manchmal reicht es schon, wenn man ein Detail übersieht. Legt Larry nach dem Sex das Kondom nicht ab, wird er auf der Straße von einem Polizisten verhaftet, weil er als pervers gilt, da zudem der Hosenstall offen steht. Vergisst man den Pariser ganz, stirbt er kurz darauf an einer Geschlechtskrankheit. Ignoriert man, im Laden zu bezahlen, wird man vom Kassierer von hinten erschossen.

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1 Kommentar
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Big Frank
Gast
7. Oktober 2021 0:54

Oh Mann ich habe Larry damals geliebt und JA ich habe die Urversion gespielt, ohen Englischkenntnisse in Englisch… LoL das war ne harte Hausnummer 😉