Im Fritz 15-Test haben wir bereits das beste Schachprogramm vorgestellt, das man für Geld haben kann. Wenn man aber kein Geld ausgeben möchte, gibt es qualitativ hochwertige Alternativen.
Schach Offline
Grundsätzlich muss man sich entscheiden, ob man Schach online oder offline spielen möchte. Für beide Varianten gibt es gute kostenlose und kommerzielle Lösungen. Kostenlos muss dabei aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass es schlechter ist. Teilweise ist sogar das Gegenteil der Fall.
Da viele kommerzielle Produkte mit dem Umfang und der Spielstärke von Fritz 15 nicht mithalten können, versuchen sie sich durch andere Dinge auszuzeichnen. Ein wichtiges Kriterium ist dabei die Optik oder ein außergewöhnliches Gimmick, wie etwa die sich bekämpfenden Figuren bei Battle Chess. Von den Versionen des Spiels auf Steam können wir an dieser Stelle nur abraten.
Oft liegt ein Schachspiel bereits dem Windows bei und findet sich im Spieleordner. Wenn das nicht der Fall ist, lässt sich dies meist nachinstallieren. Unter Windows 8 und 10 fehlen die Spiele, die man von früheren Windows-Versionen her kannte. Diese lassen sich aber mit folgendem Paket nachinstallieren. Wer nur Chess Titans haben möchte, kann sich hier bedienen.
Wer einen professionelleren Umfang haben möchte, sollte auf jeden Fall zu Arena Chess GUI greifen. Das Programm ist eine Oberfläche für Schachengines und beinhaltet selbst (in der Version 3.5.1) sechs verschiedene Engines, darunter Rybka 2.3.2a, SOS 5.1 und Spike 1.4. Für Gelegenheitsspieler sind diese Engines von der Spielstärke her absolut ausreichend. Spike beispielsweise liegt bei einem ELO-Wert von knapp 2900. Mit Arena lassen sich aber auch weitere Engines importieren, sofern diese gängige Standards unterstützten. Beispielsweise funktioniert die sehr starke Stockfish-Engine ebenfalls in Arena.
Doch warum sollte man überhaupt mehrere Engines haben? Reicht nicht eine völlig aus? Nun, da gibt es verschiedene Ansichten. Unterschiedliche Engines haben den Vorteil, dass man gegen unterschiedliche Gegner spielt. Jede Engine hat ein etwas anderes Spielverhalten. Menschen haben die Angewohnheit, sich einem Spielverhalten relativ schnell anzupassen und wenn man immer gegen den gleichen Gegner spielt, entwickelt man sich selbst nicht mehr sonderlich weiter, auch wenn der Gegner viel besser ist. Unterschiedliche Engines dienen also auch der eigenen Entwicklung.
Aus Sicht der Engine-Entwicklung ist es außerdem interessant, diese zu vergleichen und ihnen beim Spiel zuzusehen. In Arena lassen sich, wie schon in Fritz, Kämpfe zwischen Engines austragen.
Arena Chess ist sehr umfangreich und kann schon fast mit Fritz mithalten. Genau genommen sollten die Features den meisten, auch ambitionierten Schachspielern reichen. Die Oberfläche ist anpassbar und unterstützt derzeit 19 Sprachen und ca. 250 Schachengines. Man kann der KI beim denken zusehen und sich Tipps anzeigen lassen. Turniere unter den Engines sind ebenfalls möglich und man kann sogar online gegen andere Menschen spielen. Selbst eine Spielanalyse ist enthalten.
Der Nachteil von Arena Chess ist die altbackene Benutzeroberläche, die an Windows XP Zeiten erinnert. Manchen mag das gefallen, aber im Vergleich zu Fritz 15 wirkt die Oberfläche so charmant wie fauliges Holz. Durch die vielen Optionen und der veralteten Benutzerführung muss man sich etwas mehr mit dem Programm befassen, um die Möglichkeiten zu verstehen. Wer diese Hürde nimmt, bekommt aber ein wirklich grandioses Programm für lau!
Schach Online
Wer daran denkt, online zu spielen, hat unzählige Möglichkeiten. Die einfachste und für viele naheliegendste Wahl ist Facebook. Hier aber ist Vorsicht geboten. Manche Spiele zwingen einen zu einer extra Registrierung, was man eigentlich durch die Wahl von Facebook vermeiden will. Außerdem sind viele Schachspiele auf Facebook technisch nicht optimal oder gar untragbar. Man muss also einiges probieren, bis man an einem Spiel Gefallen findet und selbst hier versuchen manche Spiele den Spielern das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Mit gutem Gewissen kann von uns keines der Spiele empfohlen werden. Auch, aber nicht nur, weil auf Facebook die Gefahr größer ist, dass der Gegner schummelt und eine KI einsetzt. Meistens funktioniert das so, dass der Gegner noch nebenbei ein Schachprogramm laufen hat und der Spieler nur noch die Züge zwischen uns und der KI übermittelt. Da man genau das vermeiden will, wenn man online Spielt und man möglicherweise noch gesteigerten Wert auf Statistiken legt, sollte man das wirklich umgehen.
Warum die Gefahr bei Facebook größer ist, lässt sich ganz einfach erklären. Professionelle Seiten überwachen die Spiele und werten sie aus. Betrüger werden oft schon nach wenigen Spielen entlarvt und gebannt. Das funktioniert u. A. so, dass die Webseite die Spiele auswertet und dabei die Fehler der beiden Spieler analysiert. Je geringer die Fehlerquote, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass jemand schummelt. Kein Mensch spielt immer perfekt, schon gar nicht bei Blitzschach. Somit lassen sich Betrüger ziemlich leicht entlarven. Auf Facebook macht sich keiner diese Mühe, was Cheater förmlich anzieht. Außerdem liegt der Reiz für viele Cheater es auf Facebook zu tun darin, dass man seine Erfolge teilt und der Welt zeigt, was man für ein Held vor dem Schachbrett ist.
Wer nur mal eine schnelle Runde gegen eine KI online spielen möchte, findet dazu viele Webseiten. Die KIs sind dabei von der Spielstärke her teils extrem schlecht, teilweise jedem Mensch überlegen. Oft ist, mal mehr, mal weniger feingranular, der Schwierigkeitsgrad einstellbar. Wer nur mal schnell gegen eine ordentliche KI spielen möchte, kann dies gegen Shredder tun. Die drei Schwierigkeitsgrade reichen von „Für Einsteiger fordernd“ bis hin zu „Bringt selbst Vereinsspieler zum Schwitzen“. Die Offline-Engine Deep Shredder 12 kostet zwar Geld, aber man muss diese weder kaufen, noch sich auf der Plattform registrieren.
Von über einem dutzend getesteter Plattformen können wir nur lichess.org bedenkenlos empfehlen. Es ist kostenlos, hat eine riesige Community und ist in Sachen Statistiken, Umfang, Bedienung und Spielanalyse selbst den meisten kommerziellen Webseiten um Welten voraus. Die Webseite ist, wie auch die dort eingesetzte Stockfish-Engine, Open Source. Neben den üblichen Schachvarianten bietet sie noch andere Spielmodi, Taktikaufgaben, Eröffnungstraining, Turniere und vieles mehr an. Die Spielanalyse ist einfach zu verstehen und schneller als jede Offline-Lösung. Wer keine Lust hat, gegen andere Menschen zu spielen, kann sich auch mit der KI vergnügen.
Man kann Stellungen eingeben und von ihr analysieren lassen oder ab einem bestimmten Punkt mit der KI spielen. Das schlichte Design lässt sich ebenso anpassen wie die Soundeffekte. User können über Chat (im Spiel) oder über private Nachrichten kommunizieren. Wenn man genug Partien gemacht hat, kann man auch seine Spielweise analysieren lassen. lichess.com zeigt an, mit welcher Farbe, mit welcher Eröffnung und in welchem Spielmodus man wie gut gespielt hat. Man kann Freunde einladen und gegen sie spielen, selbst wenn diese nicht dort registriert sind. Die meisten Funktionen lassen sich sogar nutzen, wenn man keinen Account hat. Einziger Nachteil ist, dass nach einer Registrierung die gespielten Spiele für jeden einsehbar sind. Man ist somit völlig transparent.
Fazit
Schachprogramme gibt es wie Sand am Meer. Anfänger können sich durchaus mit einer KI begnügen, gegen die sie online spielen. Wer ambitionierter ist, aber dennoch kein Geld ausgeben möchte, für den ist Arena Chess (offline) und lichess.org (online) eine sehr gute Kombination.