Fritz 15

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Fritz 15
Fritz 15
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Fritz zählt in der Schachwelt schon seit Jahren zu den renommiertesten Schachprogrammen. Das Programm wartet mit zahlreichen Funkionen auf, von denen die Konkurrenz nur träumen kann.

Schach gehört zu den ältesten und gleichzeitig beliebtesten Brettspielen unserer Zivilisation. Auf einem übersichtlichen Brett, bestehend aus 64 Feldern und 32 Figuren, 16 pro Seite, messen täglich Millionen Menschen offline wie online ihr Können. Für die einen ist es ein netter Zeitvertreib, für andere eine Passion oder sogar ein Beruf. Kaum ein Spiel verkörpert so sehr die Kluft zwischen einfacher Erlernbarkeit und die Schwierigkeit, es zu meistern.

Doch leider spielt nicht jeder gerne Schach und so haben es viele Schachspieler schwer, Gegner zu finden. Seit vielen Jahren helfen Schachcomputer, Computerprogramme und die Onlinewelt aus. Fritz, in Verbindung mit der Webseite ChessBase, helfen da aus.

Das hervorstechendste Merkmal von Fritz ist, sobald man es startet, die übersichtliche und meist einfach zu verstehende Oberfläche. Nach wenigen Sekunden kann man mit einer Party gegen die Fritz 15 KI beginnen. Diese ist zwar nicht die stärkste Engine der Welt, gehört aber zum Spitzenfeld und liegt mit einer Spielstärke von circa 3176 ELO weit über der Spielstärke des aktuellen Weltmeisters Magnus Carlsen. Die KI ist somit für alle Spieler herausfordernd genug.

In Diversen Menüs lassen sich Spielmodi, etwa Blitzschach, und Spielstärke beliebig einstellen. Wer will, kann mit dem Computer auch einen Freundschaftsmodus spielen, bei dem Fritz warnt, wenn man selbst bedroht wird. Training steht bei Fritz ohnehin hoch im Kurs. Auf Wunsch hilft Fritz bei der Eröffnung und zeigt bei jedem Zug die gängigen Varianten an. Dynamische Tipps zeigen bei jeder Zugvariante Angriffsbeziehungen, ebenso kann man sich auch bedrohte Felder anzeigen lassen und sogar jeden Zug erklären lassen.

Dazu kommen die zusätzlichen Trainer. Angriffstraining, Eröffnungstraining, Endspieltraining und vieles mehr dient Laien sowie Fortgeschrittenen, sich zu verbessern. Das ersetzt zwar noch keinen echten Trainer, ist aber verdammt nah dran.

Schon seit vielen Jahren lassen sich zahlreiche Details anpassen. Das Brett und die Oberfläche kann individuell angepasst werden, auf Wunsch gibt es sogar einen 3D-Modus. Doch bis hierhin kratzt man erst an der Oberfläche. Fritz hat mehr zu bieten, viel mehr.

Die Datenbank umfasst 1,5 Millionen Partien. Jede gespielte Partie lässt sich von der KI analysieren, auf Wunsch fügt diese sogar, wenn auch etwas fade, Texte ein. Wer gerne gegen eine andere KI spielen möchte, kann dies sehr einfach tun. Im Prinzip kann man jede beliebige KI einbinden, sofern sie die entsprechenden Protokolle bedient. Dem nicht genug: Man kann Turniere austragen und sogar mehrere KIs untereinander spielen lassen. Hier wählt man die Schach-Engines aus, bestimmt den Turniermodus und lässt diese spielen. Je nach Modus und Zeitvorgabe kann das mehrere Stunden dauern, doch wer keine Lust hat, vor dem PC sitzen zu bleiben, kann sich am Ende eine Turniertabelle anschauen und sogar jede Partie ansehen und analysieren. Für viele klingt das womöglich nach einem überflüssigen Feature, doch für Schach-Engine Enthusiasten ist das ein Paradies!

Wenn man genug von der KI hat, oder man Taktik und Eröffnungen vertiefend üben möchte, kann man auch online gehen. Auf ChessBase bekommt man nach dem Kauf von Fritz 15 einen Account für ein halbes Jahr. Hier gibt es Video-Kurse, eine riesige Spieldatenbank, Eröffnungsbücher und natürlich menschliche Gegner. Der erste Nachteil ist, dass man nach einem halben Jahr jährlich knapp 50€ berappen darf, damit der Online-Spaß weiter geht. Der zweite Nachteil zeigt sich bei Features wie dem Eröffnungstraining. Derzeit läuft es unter Firefox sehr unrund, um nicht zu sagen, katastrophal. Die Webseite wird meist nur halb angezeigt, wenn man Glück hat. Wer die Seite nutzen möchte, sollte Google Chrome verwenden, da gab es beim Test keinerlei Probleme.

Für 15€ weniger im Jahr gibt es eine abgespeckte Version des Online-Zugangs, doch die Einschränkungen schmerzen. Zum Beispiel hat man bei den Taktik-Aufgaben nur 1000 statt 40 000 Positionen, auf die 200 Millionen analysierte Positionen muss man ebenso verzichten wie auf den ganzen Video-Zugang. Natürlich kann man das durch YouTube und spezielle Taktik-Seiten kompensieren, doch das hätte wirklich nicht sein müssen.

Wer bereit ist, Fritz 15 zu kaufen und anschließend noch das Premium Paket zu nutzen, der hat in Sachen Schach das Beste, was man für Geld erhalten kann.

Bei allem Lob und Staunen über das gelungene Schachprogramm, so hat Fritz 15 auch seine Schattenseiten. Je tiefer man in die Menüs und Funktionen eintaucht, umso mehr kleine Fehlerchen und Ungereimtheiten tauchen auch. Manche Funktionen sind schlecht oder unzureichend beschrieben und auch die Tool-Tipps, die es leider nicht immer gibt, helfen manchmal nicht weiter. Die allermeisten Fragen lassen sich mit dem PDF-Handbuch klären, die sage und schreibe 457 Seiten umfasst! Das alleine belegt schon, wie umfangreich dieses Programm ist.

Der Freundmodus könnte von allen Funktionen noch die größte Überarbeitung vertragen. Das wurde zwar schon für Fritz 15 angekündigt, doch leider nur halbherzig umgesetzt. Im Detail wäre hier viel mehr möglich gewesen. Die Bewertung der einzelnen Spielphasen des menschlichen Spielers erscheint oft ebenso fragwürdig wie auch die Einschätzung der Spielstärke. In zahlreichen Tests weigerte sich Fritz eine höhere Wertung als 1100 zu vergeben, obwohl der menschliche Spieler auch gegen eine weitaus höhere Spielstärke gewann.

Ebenso nervig sind die Sounds. Vom seit Jahren enthaltenen Sprachmodus werden die meisten Spieler schon nach Minuten genervt sein, auch die anderen Samples können einem manchmal den letzten Nerv raus reißen. Zum Glück lässt sich das alles abstellen doch schade, dass man das überhaupt erst machen muss. Akustisch gehört das Programm komplett runderneuert und – wenn man schon dabei ist – mit mehreren Klangprofilen ausgestattet, schließlich kann man ja auch das Brett und vieles andere individuell einstellen, warum nicht auch die Sounds?

Zu guter Letzt ist die Spielananalyse ein zweischneidiges Schwert, dass rudimentäre Funktionen abdeckt, aber keine einfache Übersicht bietet. Bei manchen Onlineportalen bekommt man auf einen Blick gezeigt, wie viele Fehler und grobe Patzer man hatte und kann sofort zu den entsprechenden Zügen springen. Diese Erkenntnis erlangt man bei Fritz erst, wenn man die Analyse Zug für Zug durch geht und selbst dann sorgt die Anzeige oft für Verwirrung.

Fazit: Wenn man nicht bereits einen der unmittelbaren Vorgänger hat, ist Fritz 15 ein echt tolles Programm aber mit einem Ladenpreis von über 60 Euro auch eines der teuersten. Wer nur ab und zu eine Runde spielen will, kann sich das Geld sparen und auch Freeware oder kostenlose Onlineportale ausweichen. Wer aber Schach etwas ernster nimmt, gerne gegen die KI spielt und einen virtuellen Trainer möchte, ist hier genau richtig. Schade, dass die vielen Kleinigkeiten das Gesamtbild trüben. Zu gerne hätte ich einen richtig guten virtuellen Freund gehabt, zu sehr vermisse ich eine einfache, übersichtliche Analyse. Der Premium-Account ist zwar eine nette Dreingabe, aber für mich eher ein Lockangebot, dessen Preis etwas zu hoch ist und bei den Tests Google Chrome verlangte. Das ist jammern auf sehr hohem Niveau, die Summe der vielen Kleinigkeiten kostet aber dem Programm zwei Punkte. Dennoch: Fritz 15 ist das kompletteste Schachprogramm, das man derzeit erhalten kann!

 

Positiv Negativ

+ Umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten

– Freundmodus könnte mehr Optionen haben

+ Riesige Spieldatenbank

– Spielanalyse etwas undurchsichtig

+ Viele nützliche Trainer

– Tool-Tipps oft zu knapp beschrieben

+ 6 Monate Premium Account auf ChessBase.com

– Der Sound ist grausam

+ Sehr gute KI

– Die Sprachausgabe nervt

+ Es können beliebig viele KIs eingeladen werden

– Wertungseinschätzung fragwürdig

+ Turniermodi, auch mit KIs

– kleine Fehler, bis hin zu Abstürzen

+ Guter Sparringspartner

– Kaum Neuerungen zu Vorgängern

+ Hübscher 3D-Modus

 

+ Das umfangreichste Schachprogramm

 

 

 

Informationen:

Spielname: Fritz 15

Hersteller: ChessBase

Plattform: Windows XP und höher

Getestete Version: Steam

 

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Gast
danke_anke_fuer_die_kranke_flanke
26. September 2016 18:43

Bei den Preisen bleibe ich lieber bei Freeware Angeboten.

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