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Die Zeit der Großrechner

„Ich glaube, dass es auf der Welt einen Bedarf von vielleicht fünf Computern geben wird.“ Dieses Zitat wird Watson zugeschrieben und soll 1943 gefallen sein. Zu jener Zeit waren die ersten Computer in Form von Großrechnern, etwa die Z3, im Einsatz oder in Arbeit. Selbst wenn es nicht stimmt, wäre es auch einem so weitsichtigen Mann wie Watson zuzutrauen. Großcomputer wogen eine Tonne und mehr, füllten ganze Räume, waren laut, heiß und vorwiegend für sehr spezielle Aufgaben gedacht – vor allem im Militärbereich. Eine massentaugliche, kommerzielle Nutzung war damals nicht absehbar.

Modell 701 - Foto: Wikipedia
Modell 701 – Foto: [17]

Der erste für wissenschaftliche Zwecke bestimmte Rechner von IBM war das Modell 701 und erschien 1952. Das Gerät konnte 33 verschiedene Befehle ausführen. Der Speicher betrug 2048 Wörter zu je 36 Bit. Beeindruckend werden die Zahlen, wenn man sie mit seinen Vorgängermodellen vergleicht, die noch mit Vakuumröhren und Relais arbeiteten. Die 701 hatte nur ein Viertel deren Größe und war 25-mal schneller. Ein wahres Wunderwerk damaliger Technik, von dem insgesamt 19 installiert wurden.

1401, 704 und Lisp

Ein weiterer großer Sprung war das Modell 1401, das 1959 erschien. Ein transistorbasierter, mit Kernspeicher ausgestatteter Rechner, von dem, bis 1971, mehr als 12.000 Exemplare verkauft wurden. Weiterhin war es möglich, die Anlage für einen bescheidenen Betrag von 2500$ pro Monat zu mieten. Die Geräte waren frei programmierbar, üblicherweise über die Computersprache SPS, Fortran und COBOL wurden ebenfalls unterstützt.

IBM 1401 - Foto: Wikipedia
IBM 1401 – Foto: [18]

Übrigens ist die Programmiersprache Lisp auf das IBM 704 zurückzuführen, einem Rechner, der im April 1954 vorgestellt wurde. Steve Russell kam dann auf die Idee, auf Grundlage dessen Formulierung eines „Lisp-Interpreters in Lisp“ einen Interpreter für diese Ausdrücke für die IBM 704 zu schreiben. Lisp gibt es seit 1958 und wird heute noch verwendet.

IBM 704 (1957) - Foto: Wikipedia
IBM 704 (1957) – Foto: [19]

System/360

Anfang der 1960er Jahre machte IBM ein internes, großes Problem aus. Zwar brachte die Firma immer neue Modelle an Großrechnern heraus, diese waren aber nicht zueinander kompatibel. Das schuf einen erheblichen Aufwand beim Support, dem der Konzern mit einer neuen, einheitlichen Produktlinie begegnen wollte. 1964 war es soweit: IBM veröffentlichte das System/360. 5 Milliarden Dollar kostete alleine die Entwicklung, die sich in den Folgejahren auszahlen sollte. Der Umsatz stieg, dank der Serie, von 3,6 Milliarden Dollar 1965 auf 8,3 Milliarden 1971 an.

System 360 - Foto: Wikipedia
System 360 – Foto: [20]

Das System/360, kurz S/360, war in vielerlei Dingen ein großer Sprung nach vorne. Neben der Hardware wurde auch die Software vereinheitlicht. Zudem gab IBM Spezifikationen heraus, damit Drittanbieter Hardware für den Großrechner herstellen konnten. Dies steigerte den Marktanteil auf über 70%. Selbst 1982, ein Jahr nach der Einführung des IBM-PCs, machten diese Großcomputer noch 50% des Umsatzes aus, wobei in der Zwischenzeit, aufgrund von Prozessen wegen der Monopolstellung, der Marktanteil auf 40% schrumpfte.

Das S/360 verfügte über eine Zeichengröße von 8 Bit. Die Vorgänger arbeiteten lediglich mit 6 Bit. Es erschienen drei Betriebssysteme. TOS/360 für Installationen ohne Festplatten, DOS/360 für kleinere und OS/360 für größere Installationen mit Festplatten. Einige ermöglichten sogar Multitasking. Doch trotz aller Investitionen und Innovationen hat IBM den Markt der Computerprozessoren und Mikrocomputern zunächst verschlafen.

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