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Adobe Photoshop ist seit Jahrzehnten die Referenz, wenn es um Bildbearbeitung geht. Sogar mehr als das: Es ist ein Synonym. Doch mit knapp 24 € pro Monat (Stand Oktober 2021) ist es für Hobbyisten kaum erschwinglich. Affinity Photo könnte die Lösung für alle sein, die mit Gimp nicht warm werden.

Der Entwickler Serif ist durchaus mutig. Nicht nur, dass er sich auf dasselbe Feld begibt wie Adobe, mit Affinity Photo greift er sogar direkt das bekannteste Produkt des Riesen an: Photoshop. Um konkurrenzfähig zu sein, setzt der Entwickler auf drei Kernpunkte:

  1. Kompatibilität
  2. Einfacher Umstieg
  3. Unschlagbarer Preis

Kompatibel?

Für alle, die Jahre mit Photoshop verbracht haben und umsteigen wollen, ist das ein wichtiges Kriterium. Funktionieren die alten Dateien? Bei meinen Tests haben die meisten Dateien einwandfrei funktioniert, was bei Adobe-Dateien nicht selbstverständlich ist. Es zeigte sich, dass einige Effekte bzw. deren Parameter etwas anders wirken. Nach wenigen Minuten ist dies schnell korrigiert und man kann in Affinity Photo problemlos weiterarbeiten. Eine Garantie, dass sämtliche Dateien funktionieren, gibt es aber nicht. Deshalb gelingt der Umstieg am besten mit einem neuen Projekt. Immerhin muss man nicht befürchten, dass man alles verliert, sobald man aus dem Adobe-Abo aussteigt.

Die Benutzeroberfläche von Affinity Photo

Bedienung

Auf den ersten Blick wirkt Affinity Photo wie eine Kopie. Das macht den Umstieg sehr angenehm. Einige Tastenkombinationen sind sogar gleich, aber bei weitem nicht alle. Und das Programm hat ebenso seine Eigenheiten, an die man sich gewöhnen muss. Doch nach wenigen Tagen ist man so tief drin, als hätte man nie etwas anderes getan. Ich nutze es ausschließlich privat, beruflich hingegen eine etwas ältere Photoshop-Version. Irgendwann hat man es so sehr angenommen, dass einem die Unterschiede nicht mehr bewusst auffallen.

Die Benutzeroberfläche funktioniert größtenteils wie das große Vorbild. Die Handhabung von Ebenen mit Gruppen, Masken, Filtern gehen leicht von der Hand. Im Detail entdeckt man auch Verbesserungen gegenüber dem Original. Und was ganz wichtig ist: Affinity Photo läuft extrem stabil. Seit rund 1,5 Jahren befasse ich mich damit und trotz einiger Updates hatte ich noch keinen Absturz. Auch in einschlägigen Facebook-Gruppen gab es keine entsprechende Meldung. Auf der anderen Seite vergeht kaum eine Woche, in der ich nicht etwas über Probleme mit Photoshop lese.

Funktionsumfang

Affinity Photo bietet nahezu alles, was das 2D-Herz begehrt. Der Schwerpunkt liegt eindeutig bei der Fotobearbeitung. Soll heißen: Wer bspw. Bilder oder Animationen pixeln möchte, findet bessere Spezialprogramme. Für Bildbearbeitung und kreative Kompositionen bietet es aber zahlreiche Filter und Einstellungen, wie vom großen Vorbild gewohnt. Hier und da muss man ein bisschen länger suchen, wenn man Photoshop gewohnt ist, aber es ist nahezu alles da.

Die Ebeneneffekte

Vermisst habe ich vorwiegend gute 3D-Funktionen, erweiterte, prozedurale Funktionen und den von Photoshop gewohnten Web-Export. Affinity Photo bietet etwas Vergleichbares, aber die Möglichkeiten im Adobe-Produkt sind dann doch etwas umfangreicher.

Der Preis ist heiß!

Man bekommt, bis auf einige Details, fast dasselbe wie bei Photoshop, aber was kostet der Spaß? Derzeit (stand Oktober 2021) legt man für Windows und MacOS rund 55 € hin. Einmalig! Kein Abo, keine Folgekosten. Wer es für ein iPad haben möchte, zahlt sogar nur 22 €. Hin und wieder gibt es obendrein Rabattaktionen. Dann bekommt man eine Ermäßigung von bis zu 50%.

Einfach lernen

Eine Stärke von Photoshop besteht darin, dass es eine riesige Community mit zahllosen Tutorials gibt. Auch hier holt das Affinity-Programm auf. Die Community ist kleiner, aber sehr hilfsbereit. Mittlerweile gibt es viele gute Tutorials zu den wichtigsten Themen. Selbst wenn es um den direkten Umstieg geht, wird einem geholfen.

Serif bietet selbst auf der Webseite über 100 Videos zur Desktop-Version an. Die englischsprachigen Tutorials sind durchweg hochklassig gemacht und sollte sich jeder anschauen, der sich mit Affinity Photo ernsthaft beschäftigen möchte.

Die Affinity Welt

Im professionellen Bereich ist ein häufiges Argument für Photoshop, das es mit einer Fülle anderer Adobe-Programme harmoniert. Wie sieht es hier bei Affinity Photo aus?

Derzeit gibt es lediglich zwei weitere Programme. Der Designer ist vergleichbar mit Illustrator. Publisher ist das Gegenstück von InDesign.

Während der Designer die allermeisten Wünsche erfüllen kann, erweist sich der Publisher noch nicht ganz so ausgereift. Dennoch lassen sich damit schon jetzt professionelle Zeitschriften erstellen.

Ein Gegenstück für After Effects oder Premiere Pro sucht man im Hause Serif derzeit vergeblich.

Fazit

Affinity Photo hat durchaus seine Vorzüge, nicht nur den Preis. Im Amateur- und semiprofessionellen Bereich erfüllt es nahezu alle Wünsche und ist mehr als nur einen Blick wert. Profis, die einen großen Bereich der Adobe-Programmfamilie nutzen, werden aber auch ein paar Nachteile sehen. So etwa die etwas kompliziertere Handhabung von Masken und die vergleichsweise langsame Geschwindigkeit. Hobbyspieleentwickler hingegen sollte das kaum stören. Für wenig Geld erhalten sie ein sehr gutes, ausgereiftes und stabiles Programm, welches nahezu alle Wünsche erfüllt.

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