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Zuse

Der Ingenieur Konrad Zuse war begeistert von Maschinen. Bereits 1924, im Alter von 14 Jahren, erfand er einen „Mandarinenautomat“. Nach Münzeinwurf gab dieser Obst und Wechselgeld heraus. Der selbsternannte „Bummelstudent“ testete mit Maschinenbau, Architektur und Bauingenieurswesen mehrere Fachrichtungen, versuchte sich aber ebenso ein Jahr lang als Reklamezeichner.

Konrad Zuse
Konrad Zuse Denkmal in Hünfeld – Foto: [7]

Zum Anschluss seines Ingenieurstudiums arbeitete er kurz als Statiker, gründete dann aber seine Erfinderwerkstatt. In der Wohnung seiner Eltern entstand 1937 die Z1, sein erster mechanischer Rechner. Sie werkte bereits mit binären Zahlen und war frei programmierbar. Seine Motivation, die Maschine zu bauen, formulierte Zuse knapp: „Ich bin zu faul zum Rechnen.“

Geld für den Erfinder

Im Zusammenhang mit der Z1 gibt es eines der größten Irrtümer der IT-Geschichte. Zur Finanzierung rief Zuse Kurt Pannke, einen Rechenmaschinenfabrikanten an, um seine Idee zu erklären. Dieser begann mit den Worten: „Ach, Herr Zuse, auf dem Gebiet der Rechenmaschinen gibt es absolut nichts mehr zu erfinden.“ Glücklicherweise setzte er seine Aussage fort: „Aber Sie sind ein netter junger Ingenieur, ich geb’ Ihnen 1500 Reichsmark und wenn Sie etwas ausgetüftelt haben, zeigen Sie’s mir.“

Nachbau des Z1
Nachbau des Z1 – Foto:[8]

Für Entwicklung und Bau brauchte Zuse zwei Jahre, schließlich war vieles Neuland. Dabei zeigte sich, dass er nicht nur ein guter Ingenieur, sondern Organisator war. Familie, Freunde und sogar seine Theatergruppe mussten beim Bau mithelfen.

Gedruckter Schaltkreis
Gedruckter Schaltkreis – Foto: [9]

Mit der Z1 gelang ihm der Vorläufer moderner Computer. Die Maschine rechnete korrekt, war aber mechanisch unzuverlässig und verhakte sich laufend.

Z2 und Z3

1939 kam es zur Z2, ein Prototyp bzw. Zwischenschritt für die berühmten Z3. Um die Probleme der Z1 zu beseitigen, setzte Zuse auf Relais, die er mit der Z2 testen wollte. Relais waren bereits gut bekannt, so platzierte bspw. Samuel Morse 1837 diese als Signalverstärker. Schob man sie alle 30km im Signalweg von Telegraphenleitungen ein, konnten die Impulse über weite Strecken übertragen werden.

1941 kam es letztlich zur Z3, dem ersten funktionsfähigen Digitalrechner. Hierbei wurden 600 Relais für das Rechenwerk und 1400 für das Speicherwerk verbaut. Wie bereits die Z1, so setze auch die Z3 auf binäre Gleitkommaarithmetik.

Nachbau der Z3
Nachbau der Z3 – Foto: [10]

Das nötige Sprungbrett stellte die Z2 dar. Eine Begutachtung durch die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt brachten Zuse 25.000 Reichsmark ein, um sein Z3-Projekt zu realisieren.

Aufgrund der Möglichkeiten mag es die richtige Zeit gewesen zu sein, um eine solche Maschine zu bauen, aber nicht zur Würdigung der geistigen Leistung. 1944 wurde „sein Kind“ bei Bombenangriffen zerstört und somit jeder Beweis, dass es diese Technologie überhaupt gab. Anhand der technischen Daten mögen Z1 und Z3 heute nicht mehr beeindrucken, zumal das Gewicht der Z3 von circa einer Tonne nicht wirklich im Verhältnis zur Rechenleistung stand, aber damals war es ein gewaltiger Sprung. Es gab bereits die Möglichkeit, Programme per Lochkarte einzulesen. Die Z3 hatte eine Geschwindigkeit von 5,3 Hz und einen Arbeitsspeicher von 200 Byte. Die Eingabe numerischer Daten erfolgte über eine Tastatur.

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