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1987 veröffentlichte Sierra mit Leisure Suit Larry 1 – In the Land of the Lounge Lizards nicht nur ein EGA-Adventure mit einem sperrigen Titel, sondern startete damit auch eine kuriose, skandalöse und sehr erfolgreiche Spielserie. Und machte einen kleinen Jungen zum Fan des Genres.

Mein erstes Adventure

Mit meinem Bruder besuchte ich das neu gebaute Haus unseres Onkels. Im Wohnzimmer stand dieser alte PC mit flimmernden Röhrenmonitor, der nur die Farben Schwarz und Orange kannte. Darauf befand sich nur ein Spiel. Keine Action, keine nennenswerte Gewalt. Da war nur dieser Typ, mit dem man herumlaufen und Unsinn machen konnte, wenn man die richtigen Befehle eingab. Per Tastatur. Auf Englisch.

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Für einen Zehnjährigen klingt das womöglich so interessant wie den Zehennägeln beim Wachsen zuzusehen. Für mich war es eine riesen Sache, da ich um jede Minute froh war, die ich vor der magischen Kiste namens Computer verbringen durfte.

Das Game hieß Larry – und das es darin eigentlich um Pornographie ging, nahm ich nicht wirklich wahr. Es war ein Spiel, in dem ich alles selbst herausfinden durfte. Mich erwarteten kleine Abenteuer und große Überraschungen in einer schmutzigen, verruchten Welt.

Disney ist schuld

Sierra On-Line hatte bis Mitte der 1980er einen Vertrag mit Disney und entwickelte entsprechende Spiele, die u. a. aus der Feder des Gamedesigners und Programmierers Al Lowe stammen. 1986 endete die Zusammenarbeit und man überlegte, was man als Nächstes tun könne, vor allem mit dem talentierten Spieleentwickler. Al machte sich Gedanken. Sierra veröffentlichte bereits graphische Abenteuerspiele (King’s Quest 1-3 von 1984 bis 1986, Space Quest 1 1986, Police Quest 1 1987) und hatte da dieses alte, anrüchige Game. Ein Textadventure von 1981 mit dem eindeutigen Namen Softporno Adventure.

Im Spiel von Chuck Benton stürzte man sich ins Nachtleben, um Frauen aufzureißen. Al Lowe fand es mies, griff aber die Idee auf und unterbreitete Ken und Roberta Williams, die Gründer von Sierra, seine Vorschläge. Diese willigten ein und gaben Al alle Freiheiten, was sich auszahlen sollte.

Die Vision

Al hatte klare Vorstellungen vom Spiel und seiner Hauptfigur. Während man in anderen Abenteuerspielen einen Helden steuerte, bekam in Larry 1 der User die Gelegenheit, einen absoluten Nichtskönner zu zocken. Und statt eine virtuelle Sexszene nach der anderen abzuspulen, füllte er die Welt mit Leben und sehr viel Humor. Das Spiel war teils so absurd, dass sich die Spieler vor lachen bogen und den kleinen Vollversager in ihr Herz schlossen. Witze in Games gab es nämlich damals so gut wie nicht.

Im ersten Monat verkaufte sich das Spiel richtig schlecht. Es war bis dahin das erfolgloseste Spiel, das Sierra je veröffentlichte. Doch das außergewöhnliche Adventure sprach sich herum und monatlich verdoppelten sich die Verkaufszahlen. Nach acht Monaten war Larry in den Top 10 der US-Verkaufscharts. Insgesamt verkaufte es sich über 300 000 Mal.

Handlung und Spielwelt

Die Rahmenhandlung könnte kaum simpler sein. Larry Laffer ist 38 Jahre alt, ungeschickt, tollpatschig, oft vom Pech verfolgt erfolglos. Doch seine größten Probleme bestehen darin, dass er immer noch Jungfrau ist und bei seiner Mutter lebt. Eines Abends beschließt er, sich komplett zu ändern, um endlich bei den Frauen zu landen. Er reist in die Stadt „Lost Wages“, schmeißt sich in einen Freizeitanzug, geht auf die Piste und würde sich anschließend lieber vor einen Zug legen, als erneut jungfräulich zu Mama zurückzukehren. Übrigens: Die Idee mit dem Freizeitanzug entstand, weil sich Al Lowe über Softporn lustig machte und Ken Williams sagte, das würden nur Leute spielen, die einen Freizeitanzug tragen.

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Big Frank
Gast
7. Oktober 2021 0:54

Oh Mann ich habe Larry damals geliebt und JA ich habe die Urversion gespielt, ohen Englischkenntnisse in Englisch… LoL das war ne harte Hausnummer 😉